© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Maximilian Krah. Der AfD- Vizelandeschef und EU-Politiker gilt als Mann mit Potential.
Säbel statt Florett
Jörg Kürschner

Einen „einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn“ nannte sich Maximilian Krah zuletzt im EU-Wahlkampf – eine wohl bewußt untertriebene Beschreibung des „Kandidaten aus Dunkeldeutschland“ (Krah über Krah), der demnächst auch im Bund die Parteien links der AfD behelligen könnte. Denn der 42jährige Rechtsanwalt gilt als Aufsteiger, der im Europaparlament das wichtige Thema des Internationalen Handels beackert. Weshalb er an den Verhandlungen mit Großbritannien beteiligt sein wird, wenn das Land die EU verläßt. Beim Außenhandel kann Brüssel noch etwas bewegen, meint der parkettsichere Jurist in feinem Zwirn, der nach Studium in Dresden eine akademische Zusatzausbildung in London und New York absolviert hat. Neben seinem Europamandat arbeitet er weiter in seiner Kanzlei, auch um unabhängig zu bleiben. Er vertritt etwa den bundesweit bekannt gewordenen „Hutbürger“, jenen Mitarbeiter des Landeskriminalamts, der im August 2018 am Rande einer Pegida-Demonstration dagegen protestierte, vom ZDF gefilmt zu werden.

„Sachsen ist meine Heimat“, bekennt der frühe Witwer, der mit sechs Kindern in Dresden lebt. Im Freistaat werde seine Partei nicht, wie meist in Westdeutschland, dämonisiert. „Hier werde ich nicht niedergebrüllt.“ Immerhin 25 Jahre war der konservative Katholik CDU-Mitglied, bis er 2016 zur AfD wechselte. Zuvor war seine Kandidatur für den Bundestag gescheitert, wohl auch wegen des Störfeuers aus dem Konrad-Adenauer-Haus. Im „Team Merkel“ war kein Platz für den selbstbewußten Rechtsausleger. Dabei vermag es Krah, politische Gegner gekonnt in die Schranken zu verweisen. Im TV-Streitgespräch mit der grünen Spitzenkandidatin Ska Keller während des Europawahlkampfes zeigte er sich souveräner und besser vorbereitet und faltete sie regelrecht zusammen. Säbel statt Florett. 

„Es wird keine Koalition mit der AfD geben, solange Merkel Kanzlerin und AKK Parteichefin ist“, kommentiert er spöttisch verkrampfte Abgrenzungsmanöver der CDU. Nach der Devise „Hoppla, jetzt komme ich!“ bringt sich der sächsische AfD-Vizelandeschef in Brüssel ein. Abschaffen will er die EU nicht, eher reformieren. Der Euro dagegen werde (ökonomisch) scheitern. 

Vom kleinen Räckelwitz, seinem Geburtsort in der Oberlausitz, in die EU-Metropole Brüssel: ein weiter, hindernisreicher Weg. „Wenn man für die AfD antritt, muß man eine Rolltreppe abwärts nach oben laufen können – aber wirklich schwierig wird es erst, wenn mir jemand ein Bein stellt!“, so Krah, der weiß, was man nicht falsch machen darf, wenn man nicht als Hinterbänkler enden will: „Wer sich nicht regt, wird zum Wurm!“

Ob es Krah auf dem Bundesparteitag der AfD „in den Fingerspitzen kribbeln“ wird, wenn es um die Neuwahl des Vorstands geht, wird sich ab 29. November in Braunschweig zeigen.