© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Zeitschriftenkritik: Artenschutzbrief
Einsatz im Kampf gegen Vogelmord
Oliver Busch

Mit der von ihnen befeuerten Klimahysterie haben Brüsseler Kommission und einige Regierungen, allen voran die deutsche, nicht nur ein probates Mittel gefunden, um das Wahlvolk hinter die Fichte führend, vom Totalversagen bei der Masseneinwanderung und dem Schutz der EU-Außengrenzen abzulenken. Überdies vernebelt der auf zukünftige Apokalypsen getrimmte Daueralarm ein gegenwärtiges Desaster der EU-Umweltpolitik. 

Denn trotz ehrgeiziger Programme und eines Wusts von Verordnungen gibt die EU beim Thema Artenschutz ein eher klägliches Bild ab.  Wie das auf Spendenbasis operierende, 1975 als Verein gegründete „Komitee gegen Vogelmord“ auch in diesem Jahr in seinem Artenschutzbrief  (23/2019) dokumentiert. 

Nach einer darin auszugsweise präsentierten Studie der Bonner Artenschützer werden in den EU-Staaten plus Norwegen und der Schweiz in jedem Jagdjahr 53 Millionen Vögel legal getötet. Zu Hunderttausenden, manchmal sogar Millionen, trifft es aber auch bestandsbedrohte Arten, zu deren Erhalt sich die Mitgliedsstaaten gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie verpflichtet haben. Darunter die Feldlerche, der „Vogel des Jahres 2019“. 1,57 Millionen Mal fiel der unscheinbare Sänger Jägern zum Opfer. Dazu kommen 205.000 Bekassinen, auf der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland in der höchsten Kategorie rangierend: „vom Aussterben bedroht“. Und auch ein früherer Allerweltsvogel, der Star, heute auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft, taucht mit dem Verlust von 650.000 Tieren in dieser Schreckensbilanz auf.

Dabei zählt Deutschland, wo die juristische Ahndung illegaler Greifvogeljagd allerdings lax gehandhabt wird, wie ein Beitrag belegt, nicht zu den „Topverfolgungsländern“ wie Italien, Malta, Zypern. Dort stehe die EU-Kommission als „Hüterin der  europäischen Verträge“ in der Pflicht, ein Jagdmoratorium für gefährdete Arten durchzusetzen. Um endlich jene Vogelmassaker im Mittelmeerraum wirksamer einzudämmen, gegen die Aktivisten des Komitees an Ort und Stelle vorgehen. Einsatzberichte aus Italien, Zypern und aus den Bergen des Libanon, wo Jäger durchziehende Störche und Schreiadler zu Tausenden aus purer Freude am Töten abschießen, zeugen von diesen, mancherorts, wie in der norditalienischen Provinz Brescia, durchaus erfolgreichen Kämpfen Davids gegen den Goliath „Vogelfängerlobby“.  

Besonders schlimm stehe es auf Zypern. Dort nahm die Zahl der Netze und Leimruten dank der Komitee-Einsätze zwar bis 2017 stetig ab – und weil die EU tatsächlich einmal Druck machte. Doch heute agiere die Regierung in Nikosia wieder als willige Vollstreckerin der Fängermafia, habe die Umweltpolizei kaltgestellt und fertige Brüssel „mit dreisten Lügen“ ab. Fortschritte gebe es nur im Militärgebiet des künftigen Nicht-EU-Mitglieds Großbritannien, im Süden der Insel. Dort sank die Zahl gefangener Singvögel von drei auf unter eine Million. 

Kontakt: Artenschutzbrief. Mitteilungen des Komitees gegen Vogelmord e. V., An der Ziegelei 8, 53127 Bonn

Erscheint einmal jährlich, kostenlos zu beziehen über www.komitee.de