© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/19 / 25. Oktober 2019

Meldungen

Nervenschwäche: Keine Beweise beim Kaiser

STUTTGART. Bereits kurz nach der Krönung Kaiser Wilhelms II. im Jahre 1888 führte das exzentrische Auftreten des Monarchen dazu, daß sein Geisteszustand in Frage gestellt wurde. Darunter nicht zuletzt von seiten des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Noch drastischer fielen die Äußerungen der Zeitgenossen, unter denen sich auch diverse Ärzte befanden, dann nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg aus: Wilhelm II. leide schon seit langem an einer manisch-depressiven Störung sowie „allgemeiner Nervenschwäche“ und „angeborener psychischer Entartung“, hieß es nun immer wieder. Wie die Medizinhistoriker Florian Bruns von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Axel Karenberg von der Uniklinik in Köln jetzt in einem Beitrag im Fachblatt Fortschritte der Neurologie/Psychiatrie (9/2019) nachweisen, handelte es sich dabei aber in jedem Falle um spekulative Ferndiagnosen, die letztlich nur dem einem Zweck dienten, nämlich der Herabsetzung des Ex-Kaisers aus politischen Motiven. (ts)

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Guadalperal: Dürre legt Stonehenge Spaniens frei

CHICAGO. Dürresommer, in denen die Gewässerpegel drastisch abfallen, können Erstaunliches zutage bringen. Das zeigte sich 2019 auch am Valdecañas-Stausee unweit der spanischen Ortschaft Peraleda de la Mata in der Extremadura. Hier sank der Wasserspiegel so weit, daß ein 1963 überflutetes prähistorisches Megalith-Bauwerk, welches in den 1920er Jahren von dem deutschen Archäologen Hugo Obermaier entdeckt worden war, wieder komplett aus den Fluten auftauchte. Es handelt sich dabei um den rund 7.000 Jahre alten und aus 140 einzelnen Granitsteinen bestehenden Dolmen von Guadalperal. Das „Spanische Stonehenge“ weist große äußere Ähnlichkeiten mit der Anlage in England auf, diente wohl jedoch nicht dem Zweck, astronomische Daten wie die Tagundnachtgleiche zu bestimmen, wie jetzt Bueno Ramirez von der Universidad de Alcalá herausfand (Online-Magazin Atlas Obscura vom 6. September 2019). Offenbar war der Dolmen früher komplett mit Erde bedeckt und ergab so eine große begehbare unterirdische Grabkammer. (ts)

 www.atlasobscura.com/





Erste Sätze

Die bewußte und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.

Edward Bernays: Propaganda. New York, 1928





Historisches Kalenderblatt

25. Oktober 1929: Nach dem Platzen einer Spekulationsblase löst der Börsenkrach an der New Yorker Wall Street (Schwarzer Freitag) eine Baisse bis zum Jahr 1932 aus. Die wirtschaftlichen Auswirkungen belasten vor allem die USA und Europa folgenschwer.