© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/19 / 08. November 2019

Zitate

„Wenn Leute wie Sarrazin und Lucke, Mendig und de Maizière, ja: auch Meuthen und Höcke, wenn die alle Nazis und Faschisten sind, was waren dann die Nazis, die von 1933 bis 1945 Deutschland regiert und halb Europa verwüstet haben? ( …) Die Antwort lautet: eine ziemlich harmlose Truppe. So wird das Dritte Reich bagatellisiert, tatsächlich zu einem „Vogelschiß“ runtergestuft.“

Henryk M. Broder, Publizist, in der „Weltwoche“ am 31. Oktober 2019





„Im Parlament und den parteiinternen Diskursen ist eine gesunde rational-emotionale Debattenkultur verlorengegangen, während die Debatte da draußen, in den sozialen Netzwerken und teils in zügig formulierten Onlinekommentaren, immer emotionaler und immer weniger rational wird. Ein zunehmend verkopfter politischer Bürokratiekomplex, der auf maximale Fehlervermeidung ausgelegt ist, steht so immer mehr im Kontrast zu einer wütenden Diskurswelt, in der es keine Kontrollinstanzen, keine Gatekeeper, keine Schiedsrichter, keine Anstandsregeln, keine Kataloge für kluges politisches Debattieren mehr gibt, in der subjektive Bewertungen, Legitimationen und Selbstermächtigungen die Überhand haben.“

Nils Heisterhagen, Philosoph, auf „Zeit-Online“ am 31. Oktober





„Eine konservative Zeitung von morgen wäre angesichts eines dominanten linken und linksliberalen Politik- und Medienbetriebes nicht mehr (…) staatstragend. Vielmehr wäre sie eine Oppositionszeitung gegen den Zeitgeist und seine Sprachdiktate.

Peter Hoeres, Historiker an der Uni Würzburg, im Deutschlandfunk Kultur am 1. November 2019





„30 Jahre nach dem Mauerfall gibt es in der Bundesrepublik keinen prominenten Politiker, der sich noch erkennbar mit dem sozialistischen Menschenexperiment in Ostdeutschland auseinandersetzt. Obwohl Deutschland seit 14 Jahren von einer Kanzlerin regiert wird, die das SED-Regime selbst erlebt hat, spielt die Erfahrung des Kommunismus im Politikbetrieb praktisch keine Rolle mehr.“

Hubertus Knabe, Historiker, in der „Welt am Sonntag“ am 3. November





„Je schlechter es einer Gesellschaft geistig und materiell geht, desto mehr findet eine Besinnung statt und der Kulturhunger kommt zurück. Zu meiner Studienzeit habe ich danach gesucht, aber niemanden gefunden, mit dem man darüber hätte reden können. Ich war vollkommen isoliert. Heute gibt es ja schon einige Gegentendenzen, gerade hier in Dresden, aber ohnehin ist es immer eine Sache von wenigen.“

Uwe Tellkamp, Schriftsteller, im Kulturmagazin „Anbruch“ am 3. November 2019





„In Deutschland setzt die AfD-Konkurrenz alles auf eine Karte, die nicht sticht. Sie versucht, die AfD als Wiedergeburt der NSDAP darzustellen. Diese politische Erzählung ist leicht als Fake zu erkennen. (…) Es gibt furchtbare Wortmeldungen, aber insgesamt ist die Partei eher eine Wiedergeburt der CSU unter Franz Josef Strauß, auf die beides auch zutraf. ’Rechts‘ heißt nicht ’Nazi‘, ’links‘ heißt nicht ’Stalin‘.

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ am 4. November 2019