© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/19 / 08. November 2019

Zeitschriftenkritik: Frieden
Würdevolle Abschiede von Gefallenen
Werner Olles

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und seine zweimal jährlich erscheinende Zeitschrift Frieden haben sich in den letzten Jahren leider immer mehr zu einer politisch-korrekten Institution der Bundesregierung entwickelt. Diese Feststellung soll keineswegs die großartige Arbeit des VDK schmälern, die er in nunmehr hundert Jahren seines Bestehens leistete. Aber es mutet schon geschmäcklerisch an, wenn Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan in seiner Ansprache in Kassel zum 100. Geburtstag der Organisation „Fremdenfeindlichkeit und autoritäre Denkweisen“ zum Thema machte und Generalsekretärin Daniela Schily in diesem Zusammenhang zu mehr „Zivilcourage“ aufforderte, während „Studierende, Schülerinnen und Schüler“ die Europa-Hymne anstimmten. Eröffnet hatte den Feiertag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einem Grußwort, in dem er „Nationalismus und Extremismus“ für die „neuen Spaltungen“ in der Gesellschaft verantwortlich machte. Ein „multireligiöser“ Gottesdienst beschloß die Veranstaltung, über die die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine schrieb: „Der Volksbund zeigt zum100.Geburtstag sein neues Gesicht“.

Sehr berührend ist dagegen in der Ausgabe 2/2019 ein Beitrag, in dem der Schauspieler Fritz Wepper seine Reise zur Kriegsgräberstätte Pulawy in Ostpolen schildert. Der Ort liegt südöstlich von Warschau, hier hat wahrscheinlich sein Vater Friedrich Karl Wepper als 29jähriger Soldat der Wehrmacht sein Leben verloren. Etwa 468.000 deutsche Soldaten fielen im Zweiten Weltkrieg in Polen, von ihnen konnten 154.000 geborgen und auf Sammelfriedhöfen bestattet werden. Der Name Friedrich Karl Wepper steht im Gedenkbuch des Friedhofs von Pulawy, der von deutschen und polnischen Soldaten gemeinsam gepflegt wird. Beim Hochkreuz legen die Soldaten ein Blumengesteck ab und stellen ein Foto von Weppers Vater dazu. Ein Offizier spricht das Totengedenken, es ist ein würdevoller Abschied. Der Schauspieler dankt den Soldaten und erinnert daran, wie er und sein Bruder Elmar jahrelang nach dem Vater suchten, bis endlich die Antwort des Volksbundes kam. 75 Jahre nachdem die Truppen der Wehrmacht in Ostpolen von der Roten Armee „zerschlagen“ wurden, konnte Fritz Wepper die Gegend kennenlernen, in der dieser gefallen ist: „Dieser Friedhof, der so schön gepflegt ist, der so viel Ruhe ausstrahlt, das ist wirklich die Erfüllung meines Wunsches. Deswegen wäre ich bis ans Ende der Welt gefahren, um die Gegend zu sehen, wo mein Vater vermißt wird. Auch um meinen Vater zu würdigen.“

Weitere Beiträge berichten über die Arbeit deutscher und lettischer Jugendlicher auf einer verwahrlosten Grabstätte in der Gemeinde Ropazi, wo 100 deutsche und 116 russische Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg begraben liegen, sowie über eine stille Zeremonie auf der Kriegsgräberstätte in Rossoschka nahe Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, bei der eine Delegation des Volksbundes die sterblichen Überreste von 1.837 gefallenen deutschen Soldaten in Anwesenheit vieler Angehöriger beisetzte.

Kontakt: VDK e.V., Werner-Hilpert-Straße 2, 34117 Kassel. 

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