© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Männervereinen soll die Gemeinnützigkeit entzogen werden
Nur ein Wahlkampfmanöver
Björn Harms

Männervereine aufgepaßt: Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will solchen Zusammenschlüssen, die keine Frauen aufnehmen, künftig die Gemeinnützigkeit entziehen. „Wer Frauen ausschließt, sollte keine Steuervorteile haben“, begründet der SPD-Politiker die geplante Gesetzesänderung. Rücksichtslos mischt sich der Staat in die Selbstbestimmung der Vereine ein. Dabei ist die eigentlich – unabhängig vom Geschlecht – grundgesetzlich garantiert. 

Was Scholz verschweigt, ist die Tatsache, daß es ihm vor allem um parteipolitische Ränkespiele geht. Er demütigt die sich ehrenamtlich engagierenden Vereinsmitglieder, um an der SPD-Basis Pluspunkte zu sammeln. Denn die Linksaußen-Kandidaten für den SPD-Parteivorsitz, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken, graben ihm und seiner Mitbewerberin Klara Geywitz kurz vor der Stichwahl das Wasser ab. Was schafft da Abhilfe? 

Klar, bei den Genossen kann man mit der vielbeschworenen „Geschlechtergerechtigkeit“ immer punkten. Daß die Änderung des Vereinsrechts an der Realität vorbeiläuft – geschenkt. Welche Frau will schon einem Männergesangsverein oder einer schlagenden Burschenschaft beitreten? Das Wahlkampfmanöver paßt einfach zu perfekt in den aktuellen Zeitgeist, in dem für „alte weiße Männer“ und ihre traditionellen Rückzugsorte kein Platz mehr ist.