© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Du habest uns hier liegen gesehen
Volkstrauertag: Ständig werden Gefallenendenkmäler Opfer von Vandalismus / Empörung in Eisenach
Christian Vollradt

Vandalismus ist es immer, meistens hat er einen politischen Hintergrund, wenn Gefallenendenkmäler beschmiert werden. Jüngste Fälle – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Im niedersächsischen Lüneburg wurden dieser Tage das Dragonerdenkmal sowie die dazugehörenden Stein- und Bronzeplatten mit den Namen der Gefallenen großflächig mit violetter und türkiser Farbe vollgesprayt. 

Anfang des Monats wurden laut dem linksextremen Szeneportal Indymedia auch an weiteren Orten „im ländlichen Raum des nördlichen Niedersachsens zahlreiche Kriegerdenkmäler verschönert“. Deren „unbehelligtes Fortbestehen“, heißt es in der Selbstbezichtigung, drücke das „Weiterleben eines revisionistischen Geschichtsverständnisses aus“. Weiter schrieben die Täter, den anstehenden Volkstrauertag vor Augen: „Wir beschmutzen die vermeintliche Ehre dieser deutschen Soldaten, um auf die weitläufige Verklärung des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen.“  

Ähnlich motiviert gegen „geschichtsrevisionistisches ‘Heldengedenken’“ war eine anonyme Gruppe, die sich vergangene Woche zur Schändung eines Denkmals für deutsche Kriegsgefangene im rheinland-pfälzischen Bretzenheim bei Bad Kreuznach bekannt hat. Die bislang unbekannten Täter sprühten linksextreme Parolen wie „Keine Opfer, sondern Täter“ oder „Jammert woanders“ sowie „Nazi-Dreck“ auf das Denkmal „Feld des Jammers“, das zu den Rheinwiesenlagern gehört. Das Mahnmal war 1966 durch eine Privatinitiative finanziert und errichtet worden. Es ist „allen in Gefangenschaft verstorbenen deutschen Soldaten zum Gedenken“ gewidmet. Bad Kreuznach war ein Standort der Rheinwiesenlager, in denen die USA, Großbritannien und Frankreich ab April 1945 rund eine Million deutscher Kriegsgefangener untergebracht hatten.

Betroffen vom Anschlag auf das Burschenschaftsdenkmal auf der Göpelskuppe im thüringischen Eisenach Ende Oktober (JF 45/19) war auch die dort befindliche Langemarck-Gedenkstätte. Sie wurde 1933 für die in der Flandernschlacht von 1914 gefallenen Studenten und Burschenschafter errichtet und erinnert seit 1990 an alle Gefallenen beider Weltkriege aus den Reihen der Deutschen Burschenschaft. 

Die vermummten Täter hatten die Gedenkstätte mit teerhaltiger schwarzer Farbe aus Feuerlöschern geschändet. In der Bevölkerung der Wartburg-Stadt hat dieser Vandalismus für große Empörung gesorgt und Anteilnahme hervorgerufen. Einwohner protestierten mit Kerzen am Denkmal, Bürger und örtliche Unternehmen spendeten für die Beseitigung des auf insgesamt 100.000 Euro geschätzten Schadens und die Wiederherstellung. Insgesamt konnte der Denkmalerhaltungsverein bereits rund 40.000 Euro an Spenden verzeichnen, teilte dessen Vorsitzender Axel Zimmermann der JUNGEN FREIHEIT mit. Er freue sich besonders über die zahlreichen Solidaritätsbekundungen seitens der Eisenacher sowie auch von Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).   

 www.bretzenheim.de

 www.denkmalerhaltungsverein.de

Foto: Beschmiertes Mahnmal für die Opfer der Rheinwiesenlager in Bretzenheim (oben), Teerfarbe auf der Langemarck-Gedenkstätte am Burschenschaftsdenkmal in Eisenach: Einwohner und Thüringens Wissenschaftsminister zeigen sich solidarisch / Linksextreme: „Wir beschmutzen die vermeintliche Ehre dieser deutschen Soldaten“