© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

München zwischen Xetra- und Hüftgold
Edelmetall- und Rohstoffmesse: Die Mehrheit der Referenten sieht den nächsten Crash kommen / Die Besucher sorgen sich um den Schutz ihres Vermögens
Christian Dorn

Bloß keine Facebook-Aktie! Oder doch, da mit der Kryptowährung Libra (JF 41/19) eine Alternative zum Währungssozialismus Euro auf den Markt kommt? Der „Crash-Prophet“ Max Otte zählt auf analoge Werte, wenn er in München zur Eröffnung von Europas größter Publikumsmesse für Edelmetalle und Rohstoffe daran erinnert, daß generell der Sachwert den Geldwert schlägt. Mit Blick auf den zu erwartenden Zusammenbruch des Euro-Raums mahnte der Bestseller-Autor: „Investieren Sie in Ihr soziales Netzwerk.“

In der Tat dürfte diese Investition leichter zu stemmen sein, hat doch – wie unlängst der Ökonom Thorsten Polleit erklärte – der Euro seit seiner Einführung massiv an Kaufkraft verloren: gegenüber Konsumgütern um 30 Prozent, gegenüber Aktien um 61 Prozent, gegenüber Immobilien um 68 Prozent und gegenüber Gold um 80 Prozent. Vor diesem Hintergrund verdeutlichte der langjährige Risikomanager Markus Krall, daß man sich gegen die drohende Enteignung „im Prinzip nur mit Edelmetallen wappnen“ kann. Abermals erläuterte der neue Chef des Goldhandelshauses Degussa, wie die „planwirtschaftliche“ EZB-Geldpolitik via Null- und Negativzins „Zombie-Unternehmen“ am Leben erhalte.

Doch in großen deutschen Bankhäusern würde spätestens im vierten Quartal 2020 das Licht ausgehen. Verantwortlich für diesen Crash seien die durch den Negativzins unrentabel werdenden drei Ertragsbereiche: Transformations-, Kredit- und Sparmarge würden normalerweise 80 Prozent der Bankeinkünfte ausmachen. In Folge würden die Banken ihre Kreditvergabe um 70 Prozent einschränken. Die dann pleite gehenden „Zombie-Firmen“ würden einen Dominoeffekt auslösen, der andere mit in den Abgrund ziehe. Eine sinkende Eigenkapitalquote und die Herabstufung bei den Ratingagenturen würden die Refinanzierung am Finanzmarkt drastisch erschweren.

Silbergewinnung in Sachsen?

Dabei werde sich das Zombie-Sterben bis in das zweite und dritte Quartal 2021 fortsetzen. Der Negativzins sei das „Symptom eines durch und durch kranken Systems“, die EZB-Geldpolitik der „Maschinenraum“ des wirtschaftlichen Selbstmords. Nach dem Zusammenbruch sei die Rückkehr zum Goldstandard eigentlich unausweichlich, glaubt Krall. Auch für JF-Autor Bruno Bandulet ist eine Währungsreform unausweichlich: Seit der Reichsgründung 1871 ist der Euro bereits die sechste Währung. Die D-Mark war die erste „nachhaltige Währung“ gewesen, aber „sie mußte weg, weil sie so erfolgreich war“. In diesem Zusammenhang war der Vortrag des libertären Videobloggers Gunnar Kaiser höchst anregend, der über die Philosophie des Geldes referierte. Dessen Entstehung sei als Abstraktionsleistung zu verstehen, ähnlich der Philosophie, in der oft eine Geldverachtung zu finden sei, von Aristoteles bis Richard David Precht. Anders bei Georg Simmel, der Geld als geronnenen Geist und erstes abstraktes Medium der Menschen sah.

Dabei seien Geld wie Sprache alchemistische Medien, bei denen sich das Sema (Zeichen) in Soma (Körper) verwandle. Dieser Zauber-Charakter, die Schöpfung aus dem Nichts, zeige sich beim „Fiat“-Geld der EZB. Andererseits generiere die Political Correctness über das „Framing“ die Vorform einer „Sprachzentralbank“. Im Zentrum des Besucherinteresses stand am Ende aber doch der Goldpreis, der – je nach Analyst – innerhalb der nächsten ein, zwei Jahre ein Steigerungspotential habe auf mindestens 1.700 bis zu 3.000 Euro pro Feinunze. Ebenso buhlen zahlreiche Minengesellschaften um Investoren.

So prophezeien die Messe-Auguren bei den an der Börse gelisteten kanadischen Minengesellschaften Globex Mining Enterprises und EMX Royalty wegen deren diversifizierten Portfolios tausend Prozent Gewinnsteigerung. Das Unternehmen Globex hält neuerdings sogar eine Mutung (so der geologische Fachbegriff) für Silber in Sachsen, sprich: einen „Claim“ gegen die alchemistischen Zumutungen der EZB.

Internationale Edelmetall- & Rohstoffmesse:  www.edelmetallmesse.com