© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Ursprünglich für den vergangenen Freitag angekündigt, hat sich das von Musikfreunden innig erwartete neue Album Cecilia Bartolis jetzt auf den 6. Dezember verschoben. Die italienische Mezzosopranistin begibt sich auf die Spuren des legendären Kastratensängers Farinelli (eigtl. Carlo Broschi, 1705–1782). Er stammte aus dem Königreich Neapel, war Schüler des Komponisten und Gesangslehrers Nicola Antonio Porpora und trat später an Königs- und Fürstenhöfen auf. Karl VI. soll sein Singen als „übernatürlich“ gerühmt haben. Auf ihrem Album versammelt „La Bartoli“ nun einige Arien Farinellis, darunter zwei Kompositionen von Porpora und Riccardo Broschi als Welterstveröffentlichungen.


Lesefundstück: „Rechte fragt man nicht, mit Rechten redet man nicht, Bücher von Rechten liest man nicht, Rechten darf man ihre Stände auf Buchmessen verwüsten, Rechten hört man nicht zu und antwortet ihnen nicht – und wer oder was rechts ist, entscheidet jeder, der sich für links hält. Schon die Frage, ob der Klimawandel wirklich nur menschengemacht ist oder wieviel Einwanderung eine Gesellschaft verträgt, ohne schwerwiegenden Schaden zu nehmen, oder ob dieses Genderkauderwelsch wirklich den Frauen nutzt, kann ausreichen, um rechter Gesinnungsart verdächtigt zu werden.“ (Monika Maron, Schriftstellerin, am 9. November in der Neuen Zürcher Zeitung)


Lesetip für triste Novemberabende: die großartige Erzählung „Erebus“ über „ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See“ (Untertitel). Michael Palin erzählt darin die Geschichte der nach dem griechischen Gott der Finsternis benannten HMS Erebus, einem britischen Kriegs- und Forschungsschiff, das auf einer Expedition in die kanadische Arktis 1848 von der Besatzung aufgegeben wird und spurlos von der Bildfläche verschwindet – erst vor fünf Jahren wird das Wrack wiederentdeckt. „Stolz wirkt es, und es ist der Oberfläche so nahe, daß zumindest die beiden höheren Masten einst aus dem Wasser geragt haben müssen. Der Rumpf scheint intakt, sieht man von den Schäden am Heck ab“, schreibt Palin in seinem Prolog. „Halb im Sand versunken sind zwei Propeller, acht Anker und ein Segment des Ruderrads zu erkennen. Die drei Decks sind zumindest stellenweise zusammengebrochen. Die Balkweger, die den Rumpf versteifen, sehen noch stabil aus, auch wenn die Beplankung weitgehend fehlt. Von oben betrachtet, ergibt sich das Bild eines halb filetierten Fischs.“ Liebhaber maritimer Stoffe sollten hier unbedingt zugreifen.