© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Blick in die Medien
Dialog unerwünscht
Tobias Dahlbrügge

Sie begegneten sich erstmals 2016 zufällig am Rande einer Pegida-Demo in Köln: Der Schwarze Youtuber Nana Domena und der Rechtsrock-Musiker der Band „Stahlgewitter“, Frank Kraemer. Statt sich zu beschimpfen und tätlich anzugreifen, kamen die beiden höchst unterschiedlichen Männer ins Gespräch. Domena stellte interessiert ernsthafte Fragen, Kraemer gab ihm offen und geradeheraus Antworten. Beide verhielten sich respektvoll und kommunizierten auf Augenhöhe.

Ein Video des Dialoges veröffentlichten sie auf Youtube. Die Resonanz war überwiegend positiv. Das ermunterte beide, die ungewöhnlichen Gespräche fortzusetzen. Damit war die Videoreihe „Multikulti trifft Nationalismus“ geboren, auf dem Domena und Kraemer kontrovers, aber sachlich über ihre Weltanschauungen und Alltägliches diskutieren.

Die Kommentatoren sind sich einig: „Sowas bekäme man im Fernsehen nicht zu sehen.“

Der Wahlkölner mit den ghanaischen und niederländischen Wurzeln hat dies auch bei der anderen Feldpostnummer versucht. Domena wollte auch die „Antifa“ interviewen, aber „leider war ein Gespräch mit denen nicht möglich, da viele alkoholisiert waren und Krawall wollten“.

Die Kommentatoren sind sich einig: „Respekt, macht weiter so“ und: „Sowas bekäme man im Fernsehen nie zu sehen.“ Aus dem Experiment ist inzwischen eine Freundschaft gewachsen. Doch das gefällt nicht allen. Domena wurden nach eigener Aussage drei Aufträge für Fernsehmoderationen gekündigt. Zwei Videos des Dialogprojekts wurden wegen „Haßrede“ gelöscht. Das ist für Kraemer vollkommen absurd, denn was sie machen sei ja gerade das Gegenteil von „Haßrede“ – Verständigung über weltanschauliche Hürden hinweg. Kraemer sagt: „Domena wird nicht mal die Neutralität gestattet, man verlangt von ihm, mein Feind zu sein. Das ist doch verrückt!“ Das sieht der afrikanischstämmige Moderator genauso, aufgeben will er aber nicht. Er halte durch, das sei er vom Marathonlauf so gewohnt.