© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/19 / 15. November 2019

Haltungsnote
Strenges Grenzregime
Gil Barkei

Alle Jahre wieder.“ Nein, dieses Jahr nicht. Dieses Jahr wird es keinen Christbaum am Grenzübergang Weil am Rhein geben, der die aus der Schweiz kommenden Autofahrer begrüßt. 

Das Regierungspräsidium Freiburg hat der zuständigen Autobahnmeisterei Efringen-Kirchen nämlich untersagt, den zur Tradition gewordenen Baum zu drapieren. Der Behörde sei „bewußt geworden, daß es solche Wünsche von Religionsgemeinschaften auch zu anderen Feiertagen geben könnte“, heißt es in einer Stellungnahme. Dies wäre mit der Verkehrssicherungspflicht allerdings nicht zu vereinbaren. „Aus Gründen der Gleichbehandlung haben wir uns deshalb entschieden, keinen Weihnachtsbaum aufstellen zu lassen.“ Die Anordnung gelte auch für die kommenden Jahre. 

Hintergrund der Entscheidung war die Anfrage eines Bürgers, in diesem Jahr auch einen Chanukka-Leuchter neben dem Baum zu errichten, mit dem Juden jährlich die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem 164 vor Christus feiern. Anstatt die Traditions- und Religionsbedürfnisse der Bürger ernst zu nehmen, läßt man also lieber Strenge walten, die in anderen Bereichen der Grenzsicherung besser aufgehoben wäre.