© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Zeitschriftenkritik: SchwarzRotGold
Mit vier Jahren die Oma angemotzt
Werner Olles

Vor Jahresfrist nannte sich das Magazin SchwarzRotGold der Bundesregierung noch Deutschland aktuell, doch auch der neue Titel hat aus dem vierteljährlich erscheinenden 20seitigen Propaganda-Blättchen keine Zeitschrift gemacht, deren Lektüre sich lohnen würde. Jedes Heft hat ein durchgängiges Thema, die aktuelle Ausgabe (4/2019) beispielsweise „Neu Denken fürs Klima“. In ihrem Vorwort schreibt Angela Merkel, daß „Deutschland einen Großteil der hohen Entwicklungskosten für erneuerbare Energien getragen (hat)“ und „durch diesen Anschub die Stromerzeugung mit Windkraft- und Solaranlagen markiert (wurde)“. Abgesehen davon, daß Energie nicht „erneuerbar“, sondern nur umwandelbar ist, und für die energiepolitischen Traumtänzereien der Bundesregierung nicht „Deutschland“, sondern dem Steuerzahler tief in die Tasche gegriffen wurde, funktioniert der Windkraft- und Solar-Spuk nur so lange, wie Frankreich, Tschechien und Polen mit ihren AKWs und Kohlekraftwerken in die Bresche springen. 

Köstlich ist der Beitrag „Um fünf Uhr aufstehen für den Klimaschutz“, in dem die 16jährige Paula über ihre Ernennung zu einer von 120 „KlimabotschafterInnen“ berichtet. „Klimaschutz“ war ihr schon als Kind wichtig: „Mit vier habe ich meine Oma angemotzt, daß sie das Licht ausmachen soll, weil sonst die Eisbären sterben“, erklärt sie „verschmitzt lächelnd“. Zwar sind trotz ihrer offenbar uneinsichtigen Oma die Eisbären auch heute noch putzmunter und jagen verschmitzt lächelnd Robben, aber Paula düst unbeirrt von Essen nach Rüsselsheim, um mit Sina, einer anderen „Botschafterin“, Workshops für Schüler zu leiten, denn „es ist superwichtig, daß man sich engagiert“. Die 17jährige Franzi hat sie bereits überzeugt, denn Franzi verzichtet nun auf ihre geliebten Salami-Brote und ist auf Käse umgestiegen. Das ist lobenswert, denn wie Paula sachkundig erklärt, verursacht der hohe Methanausstoß von Rindern viel CO2, auf gut deutsch: Die Viecher furzen zuviel. 

Blättert man ein paar Seiten weiter, gerät jedoch auch ein Blick auf unseren Käse zum Schreckensszenario, denn für ein Kilogramm Käse benötigt man 5.000 Liter Wasser und verursacht über 8,5 Kilogramm Treibhausgase. Franzi wird sich also von vegetarisch auf vegan umstellen müssen, um vor Paula und den „Klima-Botschaftern“ moralisch zu bestehen.

Tatsächlich war wohl kaum eine Nachwuchsgeneration derart indoktriniert wie unsere „Klimabotschafter“. Wenn sich dann noch eine leibhaftige Professorin für Umweltpolitik ebenso ernsthaft wie besorgt fragt, warum es bei den Bürgern immer mehr „Widerstand gegen Stromtrassen oder neue Windräder (gibt)“, erinnert das irgendwie an das ungläubige Staunen mancher SED-Bonzen vor der Wende. Bedenkt man, daß dieser Unfug vom Steuerzahler finanziert wird – das Blatt hat eine Millionenauflage –, und wieviel Bäume für diesen Agit-Prop-Quatsch geopfert werden, gibt es eigentlich nur eine Antwort: Ab in die Papiertonne damit!

Kontakt: Bundespresseamt, Dorotheenstr. 84, 10117 Berlin. Das Heft kann kostenlos print oder digital gelesen werden.

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