© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Blick in die Medien
Youtube rechnet ab
Tobias Dahlbrügge

Die Diskriminierung rechtskonservativer Nutzer und Inhalte durch die Internetriesen Facebook und Youtube (JF 3/19) nimmt womöglich weitere Formen an. Die Videoplattform Youtube hat angekündigt, „unwirtschaftliche“ Kanäle zu sperren oder ganz zu löschen. Die entsprechend geänderten Nutzungsbedingungen sollen ab dem 10. Dezember in Kraft treten.

Den Inhabern dieser „unwirtschaftlichen“ Accounts will Youtube-Mutter Google gegebenenfalls sogar andere Google-Dienste wie die E-Mail-Konten löschen. Wann aber ein Kanal unwirtschaftlich („commercially viable“) ist, wie und nach welchen Kriterien die Wirtschaftlichkeit berechnet wird, erklärt der US-Konzern nicht. Das Prozedere bleibt vollkommen intransparent.

Sollen Kanäle durch Einschränkungen erst unrentabel gemacht und dann gelöscht werden?

Wird hier eine zweite Stufe gezündet? Rechte Youtuber beklagen schon seit längerer Zeit, daß ihre Reichweiten willkürlich eingeschränkt werden und die Zugriffszahlen dementsprechend plötzlich einbrechen oder Youtube den Kanal durch die Sperrung von kommerziellen Werbemöglichkeiten „demonetarisiert“. Lautet die Strategie also: Erst durch Schikanen unrentabel machen und dann wegen „Unwirtschaftlichkeit“ löschen? Praktischerweise müßte der Weltkonzern seine Löschpraxis dann angesichts von Meinungsfreiheitsdebatten nicht politisch oder juristisch weiter erklären.

Das Unternehmen hat seine Pläne bisher nicht weiter kommentiert. Werden künftig nur „Kanal-Leichen“ abgeschaltet, auf denen seit Jahren nichts los ist, die kaum Klickzahlen und keine Kommentare haben? Oder „verschwinden“ plötzlich ambitionierte Polit-Kanäle, weil deren Ausrichtung nicht opportun ist?

Im besten Fall bedeutet die Neufassung der Nutzungsbedingungen übersetzt nur: Wenn Youtube kein Geld mit dir verdienen kann, löschen wir deine Videos, basta! Von wegen „Community“ – Geld regiert das Internet.