© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Kampfansage an die Konkurrenz
Netflix, Amazon und Co. unter Druck: Unterhaltungsurgestein Disney startet eigenen Streamingdienst
Gil Barkei

Disney hat vergangene Woche seinen Streamingdienst Disney+ in den Vereinigten Staaten, Kanada und den Niederlanden gestartet. Damit erreicht der Kampf auf dem Video-on-Demand-Markt (JF 38/19) einen erneuten Höhepunkt und stellt Konkurrenten wie Amazon Prime und Netflix vor große Herausforderungen. Branchenkenner rechnen damit, daß Disney+ in den ersten fünf Jahren bereits 60 bis 90 Millionen Abonnenten erzielen kann. Netflix hat derzeit nach zwölf Jahren im Streaming-Geschäft gut 160 Millionen. Und Disney kann bei seinem Angebot aus dem Vollen schöpfen sowie durch den Kauf der Filmstudios 20th Century Fox auf eine bewährte Produktionsinfrastruktur zurückgreifen. So sind neben neuen eigenen Serien und Filmen auch alle Zeichentrickklassiker von „Schneewittchen“ bis „König der Löwen“ abrufbar. 

Zudem hält der Konzern die Rechte an mehreren Kultreihen, die über riesige Fanszenen verfügen. Allein vier neue exklusive „Star Wars“-Serien und fünf Serien aus dem „Marvel“-Comicuniversum sind geplant. Dementsprechend haben die Disney-Töchter „Pixar“, „Marvel“, „Star Wars“ und „National Geographic“ ihre eigene Mediathek in der Benutzeroberfläche von Disney+, die sonst denen der Konkurrenz sehr ähnelt. Auch der Preis ist eine Kampfansage an die alten Platzhirsche. Während das Basisabo von Netflix 7,99 Euro pro Monat kostet, verlangt Disney 6,99 Euro und bietet dafür 4K-Bildqualität. 

Gleichzeitig zieht das US-Medienunternehmen ältere eigene Serien von den anderen Plattformen nach Ablauf der Sendelizenzen zurück und lehnt jegliche Werbung für Netflix & Co. auf seinen TV-Sendern ab. Den sogenannten Serienmarathon („Binge-Watching“), das stundelange Durchschauen ganzer Serienstaffeln am Stück, möchte Disney+ ebenfalls verbannen. Die Folgen der angebotenen Serien sollen nicht alle auf einmal, sondern beispielsweise im wöchentlichen Rhythmus freigeschaltet werden. Hier zielt das Firmenverständnis auf die ganze Familie und nicht auf jüngere „Serienjunkies“. In Deutschland soll Disney+ ab dem 31. März 2020 zur Verfügung stehen. 

Bereits Anfang November startete Apple sein Streamingangebot AppleTV+ mit einem Preis von 4,99 Euro monatlich und fiel bei zahlreichen Beobachtern direkt durch: zu bürokratisch (ohne  Apple-Account kein AppleTV+) und ein zu geringes Angebot (sieben Serien, drei davon für Kinder, eine Doku-Reihe). Fehler, die Warner Bros. genau beobachten wird. Für kommendes Frühjahr plant der Entertainmentriese ebenfalls einen eigenen Streamingdienst.