© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/19 / 22. November 2019

Umwelt
Klima und Kastration
Volker Kempf

Wenn ein Tierschutzverein in seinem gleichnamigen Magazin Pro Vieh (2/19) den Klimawandel thematisiert, gilt es genauer hinzuschauen. Im Editorial von Christa Petersen sind die Grünen-Wahlergebnisse ein Signal für mehr Klimaschutz. Auch die freitags Streikenden müßten ernst genommen werden, denn die Probleme seien so einfach wie ihre Parolen. Wie schrieb Gertrud Höhler einst in ihrem Buch „Das Glück“: Das größte Glück für Schüler sei, wenn die Schule ausfällt. Wenn das stimmt, wären die Klima-Proteste nur Mittel zum Zweck. Auch ganz einfach, mindestens so einfach wie der anthropogene Treibhauseffekt. Die Temperaturerhöhung mache der Editorin Angst, das ist den Schülern dann auch zuzugestehen. Aber ist Angst ein guter Ratgeber? Da alles so einfach ist, müssen die Klimasünder weniger sündig leben. So steht es in jeder Zeitung, und alles wird noch religiös erhöht. Nun also weniger Fleischkonsum?

Wollen die Tierschützer statt Kohle lieber Vögel in Windindustrie-anlagen opfern?

Petersen argumentiert anders, sie vergleicht den Klimawandel mit der Ferkelkastration und mit Tiertransporten in Länder mit geringeren Tierschutzstandards. Denn keiner, der ein Herz für Tiere hat, will das alles. Das ist eine berechtigte Frage. Am Ende hänge alles irgendwie am Gelde, jeder will verdienen, deshalb diese Tierverkäufe ins Nicht-EU-Ausland, deshalb die Klimaerwärmung durch die Verbrennung fossiler Energieträger, die besser unter der Erde bleiben sollten. Wie das gehen soll, das wissen die Tierfreunde auch nicht, aber kommt Zeit, kommt Rat. So einfach ist das also doch nicht mit dem Klimawandel und dem CO2 und der Energiefrage. Oder wollen die Tierschützer statt Kohle lieber Vögel opfern, die in Windindustrieanlagen für die angebliche Klimarettung geschreddert werden? Tierschützer, bleibt beim Tierschutz, dann bewegt ihr was.