© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

„Südstaaten“ treten aus dem Nationalen Bildungsrat aus
Die Unabhängigkeit erklären
Josef Kraus

Seit Jahrzehnten fragt man sich, ob deutsche Bildungspolitik gelegentlich etwas Vernünftiges zustande bringt. Zumeist war dies eine rhetorische Frage. Denn die Bildungsnation ist in manchen deutschen Ländern heftig an die Wand gefahren worden.

Nun gibt es immerhin einen Lichtblick. Die „Südstaaten“ haben der Einrichtung eines „Nationalen Bildungsrates“ einen Riegel vorgeschoben, auch wenn ein solcher als Zielvorgabe im CDU/CSU/SPD-GroKo-Vertrag vom Februar 2018 vorgesehen war.

Es ist gut, daß diese Absicht jetzt vom Tisch ist. Denn ein solcher „Rat“ hätte nichts anderes getan als das, was sein Urahn „Deutscher Bildungsrat“ von 1965 bis 1975 mit seinem 1970 inszenierten „Strukturplan für das Bildungswesen“ geleistet hat: eine Vereinheitlichung des deutschen Bildungswesens auf niedrigem Anspruchsniveau.

Dennoch muß etwas geschehen. Der Bildungsföderalismus muß endlich ein Wettbewerbsföderalismus werden. Das heißt: Die anspruchsvolleren Länder müssen den Schlußlichtländern klarmachen, daß sie die Zeugnisse der letzteren nicht mehr anerkennen werden, wenn diese sich nicht nach der Decke strecken und „höhere“ Schulabschlüsse weiter zu Discountpriesen vergeben.






Josef Kraus war von 1987 bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.