© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

Klimawandel hat es immer gegeben
Neue Doku von JF-TV: Ein packender Neunzigminüter untersucht weitverbreitete Medienmythen zur Erderwärmung auf ihren Wahrheitsgehalt – und kommt zu überraschend kühlen Resultaten

Mythos Wissen-schaftlicher Konsens

Die Klimadebatte ist keine wissenschaftliche, sondern eine politische. Anders als in den Leitmedien suggeriert, gibt es in der Klimaforschung viele Richtungen. Der Geologe und Klimaexperte Sebastian Lüning (Lissabon) faßt es im Film so zusammen: „Es gibt Forscher, die ganz stark davon überzeugt sind, daß das CO2 alles antreibt, bis hin zu denen, die sagen, ich sehe hier eine Dominanz der natürlichen Klimafaktoren.“ Vom behaupteten Konsens unter den Klimaforschern keine Spur.

Grünen-nahe Forscher in Medien omnipräsent

In der Öffentlichkeit und auf Wikipedia hingegen dominiert die Deutung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das den menschlichen Einfluß auf das Klima über alles stellt. Forscher wie Stefan Rahmstorf oder PIK-Gründer Hans-Joachim Schellnhuber genießen Dauerpräsenz in den Medien – und sind grünen-nah. Einer politischen Organisation wie dem „Weltklimarat“ IPCC wird die Deutungshoheit über ein ganzes wissenschaftliches Fachgebiet zugesprochen. Dessen Veröffentlichungen werden auch schon einmal so frisiert, daß sie der politisch gewünschten Klimaerwärmung entsprechen, wie der Film am Beispiel „Climategate“ zeigt. Die Hypothese von der hauptsächlich menschengemachten Erwärmung wird zur angeblichen Wahrheit erst durch Übergewichtung in den Medien – und die gezielte Manipulation von Wikipedia-Artikeln, die Wissenschaftler zu „Klimaleugnern“ stempelt.





Mythos Globale Durchschnittstemperatur

Die globale Durchschnitts­temperatur ist weder eine Naturkonstante wie die Lichtgeschwindigkeit noch eine mathematische Konstante wie die Kreiszahl, sondern eine bloß errechnete. Sie wird aus Temperaturen aus der ganzen Welt über ein ganzes Jahr zusammengestellt. Die Durchschnittstemperatur ist also ein statistischer Mittelwert, der aus vielen Einzelmessungen gewonnen wird – ein Konstrukt, denn auf der Erde gibt es Extreme von über 55 Grad in den Wüsten bis knapp -90 Grad in der Antarktis. Der Film zeigt: Die eine gültige Kurve der Durchschnittstemperatur gibt es nicht, jedes Institut, jede Organisation liefert andere. Das hindert den Astrophysiker Harald Lesch nicht, im ZDF Klimaalarmismus mit schlau zurechtgelegten Daten zu betreiben. Auch das zeigt der Film.

Eine gewisse Vorsicht ist geboten auch bei den Meßwerten: Denn die Meßstationen sind sehr ungleichmäßig verteilt: Sie stehen im wesentlichen auf den Kontinenten, und dort in den Industrieländern, in dicht besiedelten Gebieten. Der Wärmeinseleffekt, der in bebautem Gebiet, in Häuserschluchten, an Verkehrswegen, auftritt, ist nur schwer herauszurechnen. Fließt warmes Stadtklima überproportional in die Messungen ein? Kollegen des Meteorologen Klaus-Eckart Puls haben versucht, den Effekt zu quantifizieren – „die kommen auf eine Größenordnung in den letzten hundert Jahren von etwa einem halben Grad oder mehr, und dann bleibt von der CO2-Klimaerwärmung schon aus diesem Grunde nicht allzuviel übrig“.





Mythos Kohlenstoffdioxid

Kohlenstoffdioxid (CO2) ist ein Treibhausgas, und das ist auch gut so, denn es hält die erdnahe Atmosphäre, unseren Lebensraum, warm. Aber: Es absorbiert Wärmestrahlung nur einer bestimmten Wellenlänge (Spektralbande). Die Hauptbande des CO2, die 15-Mikrometerbande, war bereits in vorindustrieller Zeit gesättigt. Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto geringer die Wahrscheinlichkeit bei jedem neuen CO2-Molekül, daß es noch auf Wärmestrahlung der richtigen Wellenlänge trifft, weil diese bereits von den vorhandenen Molekülen zum Großteil absorbiert wird. Es verhält sich wie mit schwarzen Vorhängen vor dem Fenster: Ein lichtdichter Vorhang verdunkelt bereits den Raum. Ein, zwei weitere schwarze Vorhänge bringen kaum noch zusätzliche Dunkelheit. Panik vor zuviel CO2 ist fehl am Platze.

Rückkopplungseffekte sind das große Rätsel

Unstrittig ist, daß menschliche Tätigkeit den Gehalt an CO2 in der Atmosphäre erhöht hat – von 280 ppm (Anteil pro Million) um 1850 auf heute 400 ppm. Freilich besteht zwischen dem Gehalt des Spurengases CO2 in der Luft und dem Temperaturanstieg mitnichten ein linearer Zusammenhang. Die eigentliche wissenschaftliche Herausforderung, so skizziert es die Deutsche Meteorologische Gesellschaft, besteht in der Frage der atmosphärischen Rückkopplungseffekte von Wasserdampf, Wolkenbildung und Regen. Verstärken sie die strahlungsbedingte Erwärmung nun oder dämpfen sie sie? Von den Leitmedien indes wird der Forschungsstand ignoriert.





Mythos Vorindustrielles Niveau

Die Temperaturen auf vorindustriellem Niveau gelten als die guten und richtigen, ehe der „böse“ Mensch mit seinem CO2-Ausstoß das Weltklima so sehr geschädigt habe. Der jüngste große Bericht des Uno-Klimarats (IPCC) setzt für die Bestimmung des vorindustriellen Niveaus den Zeitraum zwischen 1850 und 1900 an. Ungünstigerweise ein Zeitraum, in dem zum einen die Industrialisierung längst begonnen hatte und der zum anderen ungewöhnlich kalt war – er gilt als Ausklang der Kleinen Eiszeit um 1600.

Doch ein gleichbleibendes Temperaturniveau hat es auf der Erde nie gegeben. Die Temperaturen waren teils deutlich höher, teil deutlich niedriger als wir sie erfahren haben. Im geologischen Zeitalter von einer Milliarde Jahren Erdgeschichte lag, von einigen Eiszeitaltern abgesehen, die weltweite Durchschnittstemperatur überwiegend deutlich höher als heute.

Als mit dem Eozän die Erdneuzeit begann, stiegen vor 54 Millionen Jahren die Temperaturen im Maximum auf das Doppelte von heute, ohne daß es Anzeichen einer Katastrophe gegeben hätte. Im Gegenteil: Flora und Fauna wuchsen üppig. Fossilien in der weltberühmten Grube Messel in Hessen belegen ein subtropisches Klima mit Krokodilen und Riesenschlangen mitten in Deutschland.

Unser Zeitabschnitt wiederum ist das Holozän, eine Warmzeit innerhalb des aktuellen Eiszeitalters, gekennzeichnet durch etwa 20 periodisch auftretende lang anhaltende Eiszeiten, wovon die letzte die Würmeiszeit war. Weswegen diese Temperaturstürze auftraten, ist nicht eindeutig geklärt, noch das relativ plötzliche Auftreten der Warmzeiten. Doch eines ist klar: „Das Klima wandelt sich, seit es eine Atmosphäre auf dieser Erde gibt“, wie es EIKE-Vizepräsident Michael Limburg im Film auf den Punkt bringt. Die heimelige Vorstellung, die Erde habe sich in einem ewigen ökologisch ausgewogenen Idealzustand befunden, bis der Mensch auftrat und Kohlenstoff verbrannte, hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun.