© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

„Mißverständnis von Natur“
Regisseur Marco Pino im Gespräch über Klima-Mythen
Christian Rudolf

Sehr geehrter Herr Pino, der brandneue erste Teil der JF-Dokufilmreihe trägt den Titel „Mythos Klimakatastrophe“. Warum ist die von zahllosen Wissenschaftlern vorausgesagte Klimakatastrophe Ihrer Ansicht nach ein Mythos?

Marco Pino: Wo sagen denn Wissenschaftler eine Katastrophe voraus? Selbst in den Berichten des Weltklimarates IPCC ist dies nicht der Fall. Vielmehr finden sich dort verschiedene Zukunftsszenarien, die in Klimamodellen errechnet wurden. Diese reichen von einer moderaten bis zu einer heftigen Erwärmung bis Ende des 21. Jahrhunderts. Vor allem aber: Es sind Szenarien, keine Vorhersagen. Doch in unseren Leitmedien nimmt man dann das schlimmste dieser Szenarien, das RCP-Szenario 8.5, heraus und tut so, als sei es eine an Gewißheit grenzende Prognose. Deshalb reden wir ja auch von „Medienmythen“.

Ihr Film unternimmt mit dem Zuschauer einen Ritt durch die Entwicklung des Weltklimas von der Erdfrühzeit an bis in unsere Zeit. Gab es bei der Erarbeitung der naturwissenschaftlichen Fakten eine Überraschung, eine Erkenntnis etwa von der Art „Das hätte ich nicht gedacht“?

Pino: Nein, jedenfalls nicht in diesem Teil des Films. Wer sich schon mal intensiver mit der Klimageschichte beschäftigt hat, wird da auch nichts Neues finden. Vielmehr ist all das altbekannt und findet sich nach wie vor in jedem ordentlichen Lehrbuch. Nimmt man allerdings die gegenwärtige Klimadebatte zum Maßstab, ist die ganze Klimageschichte an sich ja schon eine Überraschung. Es zeigt sich nämlich eindrucksvoll, daß es ein „vorindustrielles Niveau“ nie gegeben hat. Dieses existiert allenfalls in den Köpfen von Politikern, Medienschaffenden und den Gretas dieser Welt. In der Realität hingegen hatten wir alleine in den letzten 2,5 Millionen Jahren gut 20 Eiszeiten und ebenso viele dazwischenliegende Warmzeiten. Und die Temperaturänderungen fanden auch nicht nur, wie gerne behauptet, über Millionen Jahre statt. Im Gegenteil: Der Übergang von Eiszeiten zu Interglazialen beispielsweise erfolgte so schnell, daß man dies bis heute nicht erklären kann.

Klima ist also nichts Statisches? Die öffentliche Debatte wird von Stimmen dominiert, die fordern, alles zu tun, um den Klimawandel zu stoppen.

Pino: Hier zeigt sich, daß diejenigen, die sich als Naturschützer verstehen, nicht wirklich „die Natur“ schützen, sondern allenfalls das Mißverständnis von Natur, in das sie sich hineingesteigert haben. Aber wer weiß. Eines Tages wird allmählich die nächste Eiszeit anbrechen. Das werden wir nicht mehr erleben, und es wird recht lange dauern. Aber irgendwann, wenn Berlin und Hamburg wieder unter Hunderte Meter dicken Eisschilden zu verschwinden drohen, könnte die Forderung „Stop Climate Change“ wirklich sinnvoll sein.






Marco Pino ist Filmemacher und Regisseur mehrerer JF-TV-Reportagen und Dokumentationen, darunter „Perversion im Klassenzimmer“ und „Die Flüchtlingslüge“.

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