© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

Grüße aus Rom
Sardinen in aller Munde
Paola Bernardi

Eine Million „Sardinen“ in Rom: Am 14. Dezember soll es geschehen. Dann spricht nämlich Matteo Salvini,  Parteichef der rechten Lega, in einem römischen Theater. Und als Gegenveranstaltung auf der Piazza San Giovanni trommeln die Veranstalter ihre „Fische“ zusammen, man hofft auf die Rekordmarke von einer Million Menschen.

Quasi über Nacht sind sie nun in aller Munde: „ Le sardine“ (Die Sardinen). Schon spricht man vom „Volk der Sardinen“, das sich wie eine Regenflut plötzlich über Italien ergießt. Es sind vor allem junge Leute zwischen 30 und 40 Jahren, die gegen Matteo Salvini, Parteichef der rechten Lega, protestieren. Viele tragen Pappschilder, die einen Fisch zeigen, zum Beispiel mit der Aufschrift: „Heiße Giacomo, bin eine Sardine und schwimme im ‘neuen’ Meer“. Angeblich ist diese Bewegung spontan entstanden, wie ihr Initiator Matteo Santori (40 Jahre) aus Bologna nicht müde wird, im Fernsehen zu verkünden. Er ist der neue Star auf allen Kanälen und erzählt, daß ihm in einer schlaflosen Nacht die Idee zu diesem „Flashmob“ gekommen sei. Die Anhänger nennen sich nach der Sardine, die stets in großen Schwärmen auftritt, um nicht von Haien gefressen zu werden.

„Ich ziehe Kätzchen den Sardinen vor: Sie fressen, wenn sie Hunger haben.“

Auf Facebook mobilisierte Santori in kürzester Zeit ausreichend Anhänger für einen Kampagnenauftakt in der „roten“ Emilia Romagna gegen Salvinis Auftritt in einer Sporthalle für 5.600 Personen. Sein Ziel war, mehr Personen auf der größten Piazza von Bologna zu versammeln. Und es gelang. Eine neue politische Bewegung war geboren. 

Allerdings: die Rechte gewann am Schluß doch in Bologna. Denn Salvini – trotz seines abrupten Abgangs im Sommer aus der Regierung mit der Fünf-Sterne- Bewegung – ist und bleibt das politische Zugpferd, und er arbeitet erfolgreich an seinem Comeback.

 Bisher reagierte Salvini mit Ironie auf diese neuen friedlichen Proteste des „Volkes der Sardinen“, ohne Partei-Emblem, ohne Zentrale und angeblich ohne finanzielle Unterstützung von links. Salvini postete ein Foto mit einem süßen Kätzchen mit offenem Maul, das eine Sardine verschlingen will. Und er schrieb dazu: „Ich ziehe Kätzchen den Sardinen vor: Sie fressen, wenn sie Hunger haben.“ Seine Anhänger forderte er auf, alle Posts fortan mit Katzenbildern zu versenden. Sie folgten prompt und posteten ihre Kätzchen und die dazugehörenden Sardinen in mißlicher Lage.