© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/19 / 29. November 2019

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Blackout“, JF 48/19

Zeit für Windradbau-Moratorium

Dieses Zitat („Mindestabstände schaden der Energiewende“) sollte man sich merken und bei den nächsten Wahlkämpfen im ganzen Land plakatieren. Für das Umweltbundesamt und vor allem für die grünen und linken Politiker in Bund und Land sind die Profitinteressen der Windkraft-Lobby wichtiger als die Gesundheit der Bürger im Wirkungsbereich der Windräder. Nach dem von linksgrüner Seite zur Verhinderung unerwünschter Investitionen immer wieder gerne bemühten „Vorsorgeprinzip“ dürfen Anlagen nur dann errichtet werden, wenn mit hundertprozentiger Sicherheit Schädigungen von Menschen ausgeschlossen sind. Nach den mittlerweile vorliegenden medizinischen Befunden zur Wirkung von Infraschall ist mit Schädigungen bei etwa einem Drittel der untersuchten Personen zu rechnen. Damit muß das Vorsorgeprinzip angewandt und zumindest ein Moratorium für den weiteren Windrad-Bau verhängt werden. Das käme sowohl der Strompreis-Entwicklung als auch der Versorgungssicherheit entgegen. Die Energiewendepläne sind ohnehin Makulatur für alle, die als Fachleute gelernt haben, Entwicklungen zu Ende zu denken.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel




Die Energiewende ist am Ende

Der Blackout in Deutschland rückt näher, wie Sie hier eindrucksvoll beschrieben. Grund ist der weitere Ausbau der schwankenden Stromerzeugung durch Sonne und Wind. Mit diesen Erzeugern gibt es keine Momentanreserve, die aber gebraucht wird, wenn sich Verbraucher zuschalten oder sich vom Netz trennen. Die Momentanreserve im Stromnetz ist die Rotationsenergie der großen Turbinen und Generatoren in den Kraftwerken, die synchronisiert laufen. Sie sind die Taktgeber und Stabilisatoren für die Netzfrequenz von 50 Hertz (Schwingungen pro Sekunde). Wird mehr Strom gefordert, liefern ihn sofort die rotierenden Massen. Damit sinkt die Netzfrequenz. Dies ist ein Signal für das Kraftwerk, mehr Dampf auf die Turbinen zu leiten, bis die Sollfrequenz wieder erreicht ist. Bei weniger Strombedarf steigt die Frequenz und die Dampfzufuhr wird gedrosselt. Das Einregeln der Frequenz erfolgt automatisch innerhalb von Minuten. 

Der Strom aus Sonne und Wind muß auf die Netzfrequenz und Phase der Grundlastkraftwerke vor der Einspeisung eingeregelt werden. Das gelingt nicht zu hundert Prozent. Es gibt immer kleine Abweichungen, die sich aber um so stärker bemerkbar machen, je mehr Wind- und Solarstromanlagen einspeisen. Ein nur mit wetterabhängigem Strom gespeistes Netz würde zusammenbrechen. Nach dem heutigen Kenntnisstand braucht ein stabiles Netz mindestens 45 Prozent Strom aus Kraftwerken mit einer Momentanreserve, der als Taktgeber für weitere Einspeisungen dient und die Verbrauchsschwankungen ausgleicht. Die Forderung, das deutsche Netz mit 65 oder sogar 80 Prozent Wind- und Solarstrom zu betreiben, ist ein Wunschdenken. Schon heute wird bei Starkwind und Sonnenschein, wenn gleichzeitig die Nachfrage (Wochenende) gering ist, die 45-Prozent-Grenze erreicht. Bisher ist es gelungen, den überschüssigen Ökostrom ins Ausland zu entsorgen. Doch unsere Nachbarn bauen Sperren gegen den unerwünschten Strom auf. Die Energiewende ist am Ende. Ein Weitermachen führt zum Blackout mit dem geschilderten Chaos.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel, Pressesprecher NAEB Stromverbraucherschutz e.V., Schortens






Zu: „Verkaufte Zeitungsseelen“ von Michael Paulwitz, JF 48/19

Analoge Bedürfnisse ignoriert

Gefördert werden soll also die flächendeckende Zustellung, argumentiert wird mit der Versorgungsinfrastruktur, die auch dem nicht-digitalen Rentner in der entlegensten Provinz täglichen Zugang zu aktuellen Informationen sichern soll. Nicht-digitaler Rentner, das Wort des Jahrhunderts! Für den nicht-digitalen Rentner interessieren sich die Regierenden ansonsten auch nicht, wenn dieser zum Beipsiel analoge Pfandflaschen sammelt oder einen analogen Fahrschein kaufen möchte.

Jürgen Krebs, via e-Mail 






Zu: „Grenzen zu und durch“ von Michael Paulwitz, 47/19

Allein, es fehlt der Glaube

Ich bekomme richtig Angst beim Lesen des Artikels. Was kommt da auf unsere Kinder, Enkel und uns selber zu? Die antrainierte Blindheit so vieler Deutscher ist unfaßbar. Sobald man versucht, sachlich über den unendlichen Migrantenstrom zu reden, wird sofort die Nazikeule geschwungen, vom demographischen Wandel bis zur Kriegsschuld wird man selbst von den eigenen Kindern und Nichten und Neffen ermahnt. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät für eine Umkehr, aber der Glaube daran fehlt mir.

Henry Gnutzmann, Schacht-Audorf




Eine Mischung von Bär und Tiger

In einem muß ich dem Verfasser des sonst ausgezeichneten Leitartikels widersprechen: Er schreibt, daß bei unserem Innenminister jeden Tag die Chance wachse, „als tragikomischer Tanzbär in die GroKo-Annalen einzugehen“. Nein, diesen Ehrentitel hat er schon längst. Selten hat es einen deutschen Politiker gegeben, auf den der Spott zutrifft: „Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.“ Wer seine großspurigen und kraftmeierischen Ankündigungen mal Revue passieren läßt, fragt sich, ob der Mann morgens noch in den Spiegel schauen kann. Er hat angekündigt, angekündigt usw., doch passiert ist nichts! Halt, doch etwas: Wenn es gegen „Rechts“ geht, können die haßgesteuerten Aktionen gar nicht schnell genug gehen. Da muß sofort der Verfassungsschutz ran, da können gar nicht schnell genug Denunziationskanäle eingerichtet werden usw. Wenn der Herr Bundesinnenminister solchen Aktionismus bei den Asylanten an den Tag gelegt hätte, gäbe es so manchen Messerstecher und Vergewaltiger in Deutschland weniger.

Jürgen Schmidt, Ettlingen






Zu: „Der Widersacher wird zum Feind“ von Eberhard Straub, JF 47/19

Liberaler Nachhilfeunterricht

Herzlichen Dank für diese glänzende Interpretation von Alexis de Tocquevilles Meisterwerk. Möge dieser Beitrag auch von den anderen Autoren Ihrer geschätzten Zeitung zur Kenntnis genommen werden und dazu beitragen, daß dort endlich damit aufgehört wird, den Ausdruck „liberal“ wie selbstverständlich für die zutiefst sozialistische Politik unserer Tage zu gebrauchen. Nicht zuletzt den Autoren der JF möchte ich die nachfolgenden fünf Punkte zur Gedankenanregung geben: Erstens: Liberalismus ist kein dehnbarer Begriff, sondern ein scharf definiertes Prinzip. Es besagt: Kanalisiere Gewalt nach einem Gesetz, unter dem „jedermanns Willkür mit der von jedermann vereint werden kann“ (vgl. Immanuel Kant: „Metaphysik der Sitten, 1. Theil: Rechtslehre). Zweitens: Liberalismus ist demokratieindifferent! Demokratie ist lediglich ein Mittel, um blutige Revolutionen zu vermeiden, nicht aber das Ziel liberaler Politik (siehe: Johannes Adam v. Liechtenstein, „Der Staat im 3. Jahrtausend“ und Ludwig v. Mises: „Liberalismus“). Drittens: Liberalismus ist nicht Pazifismus, sondern fordert die Anwendung von Gewalt gegen Diebstahl und Vertragsbruch (vgl. David Hume: „A Treatise of Human Nature“, Book III, Part II). Viertens: Liberalismus ist das Gegenteil von Sozialismus – und nicht von Konservatismus. Das Gegenteil von „konservativ“ ist „progressiv“ (Buchtip: Friedrich von Hayek, „Die Verfassung der Freiheit“). Fünftens: Es gibt keinen Sozialliberalismus. Ausdrücke wie „linksliberal“ und „sozialliberal“ sind Produkte sozialistischer Politstrategen, um bürgerliche Parteien zu unterwandern. Sie sind wegen ihrer Paradoxie intellektuell anrüchig und gehören in keine Zeitung, die ihr Leserpublikum ernst nimmt und ernst genommen werden will (siehe auch: Oliver Janich, „Das Kapitalismuskomplott – Die geheimen Zirkel der Macht und ihre Methoden“, Finanzbuch-Verlag).

Janina Xiao, Tübingen




Freiheit schließt Demokratie aus

Das Spannungsfeld zwischen Demokratie und Freiheit löst sich nicht auf dem Wege ihrer Quadratur mit Vernunft und Toleranz. Sarastro ist ein Tugendterrorist, der den am Ende blutigen Jakobinismus der Inhaber des Deutungsrechts antizipiert. Das genau war doch Tocquevilles Problem, die Einsicht, daß Demokratie und Freiheit nicht im Sinne zweier paralleler (zeitgleicher) Maxima verwirklichungsfähig sind. Demokratie schließt Freiheit letztkonsequenzlich notwendig aus, weil intellektuelle Defizienz regelmäßig einen höheren Verbreitungsgrad hat als höhere Urteilskraft. 

Die fundamentaldemokratische Sakralisierung des 1:1-Mitspracherechts aller, also auch der überwiegenden Mehrheit der Inkompetenten, ist ein systemisches Opfer, das dem Grundverständnis der Demokratie geschuldet ist. Wie wir schon seit der Antike wissen, pflegen Demokratien im Verlauf ihres Bestehens zu verpöbeln oder zu oligarchisieren, oder beides zugleich. Schon deshalb sind freiheitliche Idealvorstellungen, die von einer Versöhnungsmöglichkeit mit der Demokratie träumen, wirklichkeitsfremd. Letztes Ziel auch der Demokratie ist nicht Freiheit, sondern Macht. Die Zahl der Anhänger respektive Befürworter, also derer, die ihre Stimme einer bestimmten politischen Observanz geben, bestimmt am Ende, welche Gesinnungsgenossenschaft tonangebend sein soll. 

Die gegenwärtige deutsche Wirklichkeit liefert für diese Mechanismen ein überzeugendes Exempel. Immer wieder wird die Frage gestellt, was es für eine Gesellschaft ist, die sich so lange von „dieser Kanzlerin“ regieren läßt. Nun, diese Kanzlerin hat nur das demokratische Instrumentarium genutzt. Sie hat sich nur auf ihre demokratische Legitimation zu berufen brauchen. Wenn auch die Wahlergebnisse im Laufe ihrer Regierungszeit zunehmend kläglicher ausgefallen sind, ist die Herrschaft nicht in Gefahr geraten. Dafür haben demokratische, mit freiheitlichen Idealvorstellungen inkompatible Spielregeln gesorgt, also vorrangig die Möglichkeiten eines beliebigen Koalitionsschachers. Wir sehen hieran, daß „Freiheit“, „Vernunft“, „Toleranz“ und verwandte Idealismen mit demokratischer Wirklichkeit nichts zu tun haben. Nicht zufällig fand Schopenhauer die deutsche Nation ihrer überschwenglichen Dummheit wegen verachtungswürdig.

Peter Pietschmann, Blaustein






Zu: „Sie hat überlebt“ von Michael Klonovsky, JF 47/19

Jeder Satz ein Fußtritt

Dieser Artikel ist eine Wucht – jeder Satz ein Fußtritt gegen die Mauer, die das bundesrepublikanische Herrschaftskartell in den Köpfen der Bewohner errichten will. Es ist eine Dauerbaustelle, weil mit jedem offenen Wort wie dem Ihren, das publiziert wird, wieder ein Stein herausfällt. Demokraten aller Bundesländer, verweigert euch der Umerziehung zu Untertanen!

Paul Schweiger, München




Die Öffentlichkeit suchen

Ich habe das große Glück, in Westdeutschland nach dem Krieg aufgewachsen zu sein, jetzt in Bayern lebend, wo in den meisten Regionen „die Welt noch in Ordnung ist“. Aber alles, was der Verfasser kritisch hervorhebt, etwa die wachsende Einschränkung der Meinunsgfreiheit, bahnt sich hier auch an. Es läßt sich leider nicht viel dagegen tun, als weiterhin mutig in der Öffentlichkeit seine Meinung gegenüber dieser fatalen Entwicklung kundzutun und zu hoffen, daß die Bevölkerung, nicht nur im Osten, aufwacht und sich eine Trendwende ergibt. Die Hoffnung sollte man zumindest nicht aufgeben.

Dr.Christina Ryba, Bad Wörishofen




Maskeraden der Unsicherheit

Die BRD 1.0 ist Unterbau der DDR 2.0. Als die CSU in der Landtagswahl 1986 einen Einbruch erlitten hatte, erschien Franz Josef Strauß am Wahlabend betrunken im Fernsehen und polterte, er lasse sich sein Lebenswerk nicht kaputtmachen. Dann kam die Wiedervereinigung mit der Ausdehnung der CSU als DSU in die DDR und deren Scheitern. Hier muß die AfD jetzt anknüpfen. Immer noch schwimmt die CSU im Kielwasser des Strauß’schen Erbes, das genug bayerische Wähler als sklerotisch ansehen. Die Maskeraden von Markus Söder sind Symptom einer tiefgreifenden Unsicherheit.

Michael Ellwanger, Hof/Saale




Nichts aus der Geschichte gelernt

Als Wessi, der Kindheit und Jugend noch vor dem Mauerfall verbracht hat, kann ich versichern: Der westdeutsche Teilstaat von damals hat mit dem Deutschland von heute nichts mehr zu tun. In der Schule habe ich noch gelernt: Der Unterschied zwischen Rechtsstaat und Diktatur – zwischen Bundesrepublik und DDR – besteht darin, daß in der BRD die Justiz die Tat bestraft, während in der DDR die Justiz die Gesinnung verfolgt. Heute wuselt es nur so von Gesinnungsgesetzen: Volksverhetzungsparagraphen, Antidiskriminierungsrichtlinien, Holocaust-Leugnungsgesetzen ... In der DDR versuchten die staatlichen Organe die Menschen im Sinne des Systems zu beeinflussen und in eine bestimmte Richtung zu lenken. Demokratie und Rechtsstaat sind keine Erziehungsanstalt! Das ist das, was man aus der Geschichte hätte lernen können. Leider sieht das der überwältigende Teil der polit-medialen Klasse völlig anders.

Stephan Zankl, München