© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Grüße aus Buenos Aires
Gruß an Hans Moser
Elke Lau

Durch Ablagerungen des Río Paraná hatte sich im Laufe der Jahre im Tigre-Delta nördlich von Buenos Aires ein Labyrinth von Inseln gebildet, das ziemlich schnell besiedelt wurde. Außer gemütlichen Cafés zieht ein Gourmet-Tempel Einheimische und Touristen in Scharen an, und der steht heute auf unserem Programm.

Wir fahren also mit dem spartanischen Mitre Tren vom Hauptbahnhof Retiro nach Tigris. Hier liegen Fähren in großer Zahl an den Kais, um Anwohner und Versorger zu befördern. Wir zeigen dem Bootsmann eines abfahrbereiten Bootes die Visitenkarte des bekannten Restaurants. Er nickt und deutet auf zwei freie Plätze inmitten tobender Schulkinder.

Es ist feucht und schwül, auf dem einfachen Dampfer zieht es an allen Ecken und Kanten, und wir sind leider nicht im Bilde, wo wir auszusteigen haben. Nach einer guten Stunde und diversen Anlandungen wird an einer halbwegs gepflegten Gartenanlage festgemacht. Begleiter Uli schickt mich zum Bootsmann, ich soll fragen, ob hier unser Ziel erreicht ist.

Der Rasterlocken-Argentinier schielt auf meinen Zettel, nickt heftig und scheucht mich von Bord. Uli  schafft den Sprung auf den Steg in letzter Sekunde.

Wir erfahren zu spät, daß die meisten Hilfskräfte der Fährschiffe Analphabeten sind.

Verdutzt schauen wir dem Schiff hinterher. Zu unserer Erleichterung ist die Insel gut besucht. Von einem Ehepaar erfahren wir dann, daß wir mit einem falschen Dampfer unterwegs waren, die meisten Hilfskräfte der Fährschiffe Analphabeten sind und das nächste Boot zurück erst in drei Stunden fährt. Na, bravo!

Zurück im Hotel schildern wir dem smarten Rezeptionisten unser Fiasko. Der routinierte Angestellte schickt uns in die Calle Lavalle und schreibt auch noch den Namen eines berühmten argentinischen Gerichts auf.

Wir finden das Steakhaus auf Anhieb und bestellen die empfohlene Spezialität, die sogar in der Speisekarte verzeichnet ist. Der Ober, Hans Moser in Gang und nuschelnder Sprache zum Verwechseln ähnlich, winkt mürrisch ab und zeigt auf das „Steak à la Knickknack“. Auch der Wein findet nicht seine Zustimmung. Etwas eingeschüchtert verkneifen wir uns jeden Protest.  

Doch das Essen ist hervorragend, der Wein genau nach unserem Geschmack. Für weitere Unterhaltung sorgt der Wortwechsel zwischen Hans Moser und zwei deutschen Touristen hinter uns, die nicht einsehen wollen, daß hier der Ober bestimmt, was gegessen wird.