© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Nicht mit Ruhm bekleckert
Lesekompetenz: Zur Pisa-Studie 2019
Josef Kraus

Mal wieder eine Pisa-Studie, diesmal Nummer sieben. Schwerpunkt war „Lesen“ – fachchinesisch: „literacy“, also die Fähigkeit, Texte sinnentnehmend zu lesen. Die Deutschen, besser: Schüler an deutschen Schulen, haben sich wieder nicht mit Ruhm bekleckert.

Mit einem Pisa-Wert von 496 liegen sie hier gerade eben im vorderen Mittelbereich. Gegenüber der Testung 2009 ist das sogar ein kleiner Rückschritt. Die 15jährigen aus Estland, Kanada, Finnland und Polen schneiden am besten ab.

Diese mittelprächtigen Ergebnisse haben vor allem zwei Gründe: einen schulpolitischen und einen migrationspolitischen. Der schulpolitische Grund: Kaum ein anderes Land der Ersten Welt gönnt der Landessprache im Unterricht so wenig Stunden wie Deutschland. Hier sind es rund 16 Prozent aller Stunden zwischen der ersten und zehnten Klasse. In anderen Ländern Europas und Ostasiens sind es deutlich über 20 Prozent. Jahrgangsstufen mit nur drei Stunden Deutsch sind in deutschen Ländern keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass man mittlerweile im Deutschunterricht den Lektüreumfang reduzierte, das Auswendiglernen von Gedichten weitestgehend abschaffte, die Rechtschreibung verkommen ließ, den verbindlichen Grundwortschatz drastisch abspeckte sowie Deutschtests zu Multiple-Choice-Tests und Lückentexten umwandelte.

Voraussetzungslose Zuwanderungspolitik 

Der migrationspolitische Grund: Von Pisa 2009 bis Pisa 2018 ist der Anteil der Schüler „nichtdeutscher Herkunft“ (ndH) an deutschen Schulen von 28 auf 38 Prozent gestiegen. Viele dieser Schüler sprechen zu Hause kein Deutsch, viele sind erst mit der Flüchtlingswelle nach Deutschland gekommen. Kein Wunder also, daß das deutsche Pisa-Ergebnis bei der Kompetenz Lesen überdurchschnittlich viele leseschwache junge Leute ausweist. Konkret: Schüler ohne Migrationshintergrund erreichen in Deutschland 524 Pisa-Punkte, Schüler der zweiten Migrantengeneration 477 und Schüler der ersten 405 Pisa-Punkte.

Diese Zahlen sprechen für sich. Schulen sollen bewältigen, was eine typisch deutsche, voraussetzungslose Zuwanderungspolitik den Schulen aufbürdet. Schulen mit mehr als 80 Prozent Migrantenanteil sind keine Seltenheit. In Pisa bildet sich das ab.

Also: Wir haben bei Pisa kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Handlungsdefizit!

Die Pisa-Studie im Netz:  www.oecd.org/