© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Auf Rußland zugehen und zur Not die Krim-Annexion akzeptieren
Fruchtloser Konflikt
(dg)

Der trotz Emeritierung weiterhin rastlos tätige und medial omnipräsente Politologe Herfried Münkler (HU Berlin), der „Treitschke der Berliner Republik“ (Ulrich Schacht), sorgt sich öffentlich gern um den Kurs der deutschen und vor allem der EU-Außenpolitik. In seiner jüngsten Einlassung dazu (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/2019) möchte er die irreführende „Leiterzählung“ korrigieren, daß Donald Trumps Rückzug aus dem europäisch-atlantischen Raum eine Wiederauflage jenes US-Isolationismus nach 1919 sei, der die Versailler Nachkriegsordnung erschüttert und den Aufstieg Hitlers ermöglicht habe. Aus solcher „vergangenheitsorientierten Meistererzählung“ lasse sich kein geopolitischer Imperativ mehr für die Gegenwart ableiten. Schon weil die USA anders als vor 90 Jahren ein veritabler „Unsicherheitsfaktor“ geworden seien, Europa heute militärisch schwach, Rußland wiedererstarkt sei. Dazu wachse Chinas Präsenz so rasant wie die Ordnung im Nahen Osten zerfalle – wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte. Angesichts dieser Weltlage wäre die EU gut beraten, dem geopolitischen Kurs Emmanuel Macrons zu folgen und den „fruchtlosen Konflikt“ mit Rußland zu beenden. Um die Beziehungen zu Moskau zu normalisieren, könne sich der französische Staatspräsident sogar eine völkerrechtliche Anerkennung der Krim-Annexion vorstellen. 


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