© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/19 / 13. Dezember 2019

Haltungsnote
Gelungener Telefonstreich
Gil Barkei

Bereits im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen war Klemens Kilic an der Seite von Annalena Baerbock ein Coup gelungen: Während die Grünen-Vorsitzende in einem vermeintlich wohlgesonnenen Selfievideo zur Wahl ihrer Partei aufrief, sprach er sich dafür aus, blau zu wählen – das Video ging trotz aller Intervenierungsversuche Baerbocks viral. Nun hat Kilic wieder zugeschlagen. Kurz vor dem SPD-Parteitag rief der Youtuber Ralf Stegner an und gab sich als designierter SPD-Chef Norbert Walter-Borjans aus. Er habe mit Saskia Esken gesprochen, und man sei sich einig, daß es mit der Neuwahl der SPD-Spitze auch ein klares Zeichen für einen Neuanfang geben müsse. Wenn man schon in der Großen Koalition verbleibe, dann mit verändertem Personal. Ob sich Stegner vorstellen könne, neuer Vize-Kanzler zu werden. Schließlich sei der bisherige, Olaf Scholz, das sozialdemokratische Gesicht der GroKo. Doch der Absägeversuch unter Parteifreunden schien Stegner wenig zu stören. Er müsse darüber nachdenken und mit seiner Frau sprechen, fiel Stegner auf den Telefonstreich herein, aber „vorstellen kann ich mir das“. Mit dem veröffentlichten Telefonat habe er den SPD-Kurs torpedieren wollen, nachdem „alles beim alten bleiben“ solle, erklärt Kilic seinen Plan gegenüber der JF.