© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

CD-Kritik: Engelbert Humperdinck
Zuckergüsse
Jens Knorr

Während in Engelbert Humperdincks Märchenspiel „Hänsel und Gretel“ immerhin Weihnachtsduft, wenn auch kremierender, in der Luft liegt, hat der Klein-Wagnerianer aber auch definitiv Weihnachtliches komponiert. Sein melodramatisches Krippenspiel für Schule und Haus „Bübchens Weihnachtstraum“ (EHWV 136) nach einem Libretto von Gustav Falke wurde am 30. Dezember 1906 im Zirkus Busch vom Philharmonischen Orchester und von einem Chor aus 500 Schülerinnen und 200 Frauen unter Leitung des Komponisten uraufgeführt. Ein Knabe schläft am Weihnachtsabend in den Armen der Mutter ein und träumt sich Engel, die Heiligen Drei Könige, die Heilige Familie und die Hirten auf dem Felde. Neben eigenen Liedern hat Humperdinck traditionelle Weihnachtslieder in eine Partitur integriert, die nur leichte sing- und spieltechnische Anforderungen stellt!

Daß die zeitverhaftete Piece lediglich musikhistorisches Interesse beanspruchen dürfte, vermag die Einspielung durch den MDR-Kinderchor und das MDR-Sinfonieorchester unter Leitung von Alexander Schmitt nicht zu widerlegen. Von der Länge einer knappen Schulstunde erscheint sie wie jede langweilige Schulstunde länger als diese. Der Untertext der Geschichte, daß nämlich in jedem Bübchen ein Jesuskind lebt, geht unter schleppenden Tempi und bräsigem Herunterfiedeln verloren.

Engelbert Humperdinck Bübchens Weihnachts-traum und Weihnachtslieder Genuin classics 2019  www.genuin.de