© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

Meldungen

„Habsburger Lippe“ als Symptom von Inzucht

LONDON. Kaiser Leopold I. (1640–1705) aus dem Hause Habsburg war ein tatkräftiger Herrscher, der unter anderem wegen der Zurückdrängung der Osmanen höchstes Ansehen genoß. Dennoch gaben ihm die Zeitgenossen den wenig respektvollen Spitznamen „Schweineschnauze.“ Das resultierte aus seinem auffallend hervorstehenden Unterkiefer in Kombination mit einer ausgestülpten Unterlippe. Diese sogenannte „Habsburger Lippe“ besaßen auch viele andere Angehörige von Leopolds Dynastie wie Maximilian I. und Margarete von Österreich. Das nährte schon beizeiten den Verdacht, daß es sich hier um eine Folge von Inzucht handeln könnte. Den Beweis dafür legten nun Forscher um Roman Vilas von der Universität von Santiago de Compostela in den Annals of Human Biology (Online-Ausgabe vom 2. Dezember 2019) vor: Bei ihrer Analyse eines Stammbaums von 6.000 Habsburgern aus zwanzig Generationen fanden sie statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der „Habsburger Lippe“ und Ehen unter engeren Verwandten. (ts)

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Sowjetischer Atomspion nach 70 Jahren enttarnt

WASHINGTON. Die Sowjet-union konnte nach 1945 auf drei Spione zurückgreifen, die wichtige Informationen über das geheime Atombomben-Projekt der USA lieferten und damit den technologischen Rückstand des Stalin-Reiches verkürzten. Das waren Klaus Fuchs, Theodore Hall und David Greenglass. Nun identifizierten die Historiker John Earl Haynes von der Library of Congress in Washington und Harvey Klehr von der Emory University in Atlanta noch einen vierten „Kundschafter“ Moskaus. Hinweise auf diesen fanden sie in 2011 freigegebenen FBI-Akten und 2009 in die USA gelangten Unterlagen des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Der bisher unenttarnt Gebliebene war Oscar Seborer alias „Godsend“, der von 1944 bis 1946 in Los Alamos an Bombenzündern arbeitete (Studies in Intelligence, 63/3). 1954 konnte sich Seborer mitsamt eines großen Teils seiner Familie unbemerkt in die UdSSR absetzen, wo er 1964 als Held der Sowjetunion ausgezeichnet wurde. Der Atomspion starb am 23. April 2015 in Moskau. (ts)

 www.cia.gov





Erste Sätze

Wer hat mehr Mut als die Germanen?

Johannes Ullrich (Hrsg.): Deutsches Soldatentum. Dokumente und Selbstzeugnisse aus elf Jahrhunderten deutscher Wehrgeschichte, Stuttgart 1941





Historisches Kalenderblatt

21. Dezember 1989: Einen Tag, bevor der symbolträchtige Grenzübergang am Brandenburger Tor in Berlin eröffnet wird, hebt die DDR den Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze offiziell auf, nachdem dieser bereits seit dem 3. April 1989 ausgesetzt war.