© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/19 / 20. Dezember 2019

Umwelt
Schwarzes Wäldle
Volker Kempf

Der Schwarzwaldverein ist seit 155 Jahren aktiv, aber erst seit 25 Jahren offiziell als Naturschützer anerkannt. Wer sich um Wege und um das gemeinsame Wandern kümmert, der schaut auch links und rechts am Wegesrand, wie sich der Nebel über die Landschaft legt, nach der Vegetation im Wechsel der Jahreszeiten, nach der Feldlerche und dem Auerhahn, nach dem Wald. Zu Kaisers Zeiten, so berichtet das Quartalsmagazin Der Schwarzwald (4/19), ging es bereits um den Erhalt der Kulturlandschaft, markante Gebäude und Bäume galt es zu erhalten. Dafür wurden zaghaft Briefe an staatliche Stellen gesandt. In den 1950er Jahren wurde eine „Arbeitsgemeinschaft Heimatschutz Schwarzwald“ gegründet. Anlaß war der geplante Aufstau in der Wutachschlucht. Mit dem Waldsterben in den 1980er Jahren war der Höhepunkt der Politisierung in der Vereinsgeschichte erreicht.

Kein schlechtes Gewissen, wenn der Windkraftausbau für den Naturschutz stockt.

Der Schwarzwaldverein forderte autofreie Sonntage und Tempolimits. Bei der Demonstration 1986 auf dem Thurner hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) eine Ansprache. Neben klassischer Naturschutzarbeit stellt heute der Ausbau der Windindustrie die wichtigste Herausforderung dar, die der knapp 65.000 Mitglieder zählende Verein auffallend kritisch angeht – kritischer als die großen Natur- und Umweltschutzverbände Nabu oder BUND. Der Verein lehnt die „erneuerbaren Energien“ nicht ab, aber er will sich auf den Schutz landschaftlich hervorragender Gebiete beschränken. Aber für viele Freunde des Schwarzwaldes ist es wichtig, eine Alternative zu Befürwortern des Ausbaus der Windindustrie zu haben. So vielversprechend sind diese Anlagen für die Energieversorgung auch nicht, da braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn der Windkraftausbau für den Natur- und Heimatschutz ins Stocken gerät.