© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/20 / 03. Januar 2020

Verzicht der Woche
Das ist aber gar nicht mett
Christian Vollradt

Es hat eine gewisse Tradition, das neue Jahr mit guten Vorsätzen zu beginnen: Sich im Sitzen mehr zu bewegen beispielsweise, beim Sport weniger zu rauchen, vorm Fernseher Schokolade statt Chips zu knabbern und auf Partys höchstens soviel zu bechern, wie mit aller Gewalt reingeht – oder so ähnlich. Neu und wirklich fortschrittlich ist es, die guten Vorsätze nicht nur individuell zu beherzigen, sondern gleich kollektiv für andere mit zu vollstrecken. So macht es etwa Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos). Der habe angeregt, daß künftig „bei Empfängen und offiziellen Terminen im Rathaus, zu denen die Stadt Essen bestellt, kein Fleisch mehr gereicht werden soll“, teilte sein Sprecher mit. Der Grund? Nicht Pansen-, sondern Klimaschutz. Die örtliche Fleischerinnung hält das für sinnlose Symbolpolitik. Man beziehe hochwertige Produkte direkt aus der Region, gurke (!) deswegen nicht auf langen Transportwegen herum und schütze so bereits das Klima. Madsen ist gebürtiger Kopenhagener und damit aus dem Land der Rød Pølser genannten roten Würstchen, bei denen Skeptiker auch bezweifeln, sie enthielten echtes Fleisch. Den zwangsvegetarisierten Hansestädtern an der Warnow sei zum Trost gesagt: Niemand muß beim Rathaus-Empfang ins Gras beißen; drei Bier sind schließlich auch ’ne Bulette. Und sogar vegan. Prost!