© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Organspende: Enteignung des Körpers steht bevor
Nützlich bis in den Tod
Birgit Kelle

Die Autonomie des eigenen Körpers und der eigenen Daten wird in Deutschland normalerweise großgeschrieben. Ohne explizites Einverständnis darf man als Arzt keine Spritze verabreichen; laut Datenschutz keinen Newsletter ohne Einwilligung des Empfängers zustellen und in Zeiten von #metoo keine Frau mehr ungefragt anfassen.

„Nein heißt Nein“ ruft man uns überall entgegen, nur ein explizites „Ja“ sei ein echtes Ja – überall, außer bei der Organspende, wenn sich kommende Woche im Bundestag der Vorschlag der sogenannten „Widerspruchslösung“ von Gesundheitsminister Jens Spahn und SPD-Mann Karl Lauterbach durchsetzen sollte und der Staat dann ohne explizite Einwilligung eines Menschen zum Wohl der Allgemeinheit über dessen Organe verfügen kann.

Dann wäre Schweigen plötzlich ein „Ja“. Juristisch ein Novum unseres gesamten Rechtssystems und es gälte selbst für Kinder ab 16 Jahren. Es ist nahe am ethischen Abgrund, wenn der Staat sich anmaßt, über die Körper seiner Bürger verfügen zu können. Die Automatisierung zum Organspender ist dann auch keine „selbstlose Spende“ mehr, sondern die faktische Enteignung des menschlichen Körpers. Der Sozialismus macht auch vor dem Totenbett nicht halt. Wer stirbt, soll gefälligst noch für das Kollektiv nützlich sein.