© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
Staatskünstler und eine Währung auf Abruf
Werner Olles

Einleitend zum Themenschwerpunkt „Künstler ohne Staatskritik“ fragt André F. Lichtschlag in der aktuellen Ausgabe (Jan./Febr. 2020) der libertären Zeitschrift eigentümlich frei: „Sag mir, wo sind all die oppositionellen Künstler hin, wo sind sie geblieben? Und warum gibt es sie nicht mehr?“ Als der Bundespräsident Udo Lindenberg das Bundesverdienstkreuz verlieh und der AfD-Politiker Stephan Brandner diesen Staatsakt als „Judaslohn“ bezeichnete, verlor er seinen Posten als Vorsitzender des Rechtsausschusses im Bundestag. Dabei hätte Lindenberg, wäre er so unangepaßt-eigensinnig, wie er es seinen Fans vorspielt, als „gelernter“ Hamburger die Annahme verweigern sollen. Daß er das nicht getan hat, spricht dafür, daß wir es in Deutschland vielfach mit staatsnahen Kulturschaffenden zu tun haben, die sich für die besten Stützen einer Gesellschaft halten, die nach ihrer Meinung auch keine (r)echte Opposition braucht.

„Als Musiker würde man konsequent ausgegrenzt und wirtschaftlich vernichtet, würde man auch nur andeuten, mit der Opposition zu sympathisieren“, schreibt Joachim Kuhnle in seinem Beitrag zum Heftschwerpunkt. Und der Autor Oliver Gorus meint, auch der Kabarettist Dieter Nuhr markiere nur „den Rand des gerade noch Geduldeten“, indem er mit scharfen Attacken gegen die AfD bemüht ist, nicht in den Ruch eines „Rechtspopulisten“ zu geraten.

In seinem „Deutschlandbrief“ in eigentümlich frei nennt Bruno Bandulet den Euro „eine Währung auf Abruf“ und zitiert den ehemaligen Chef der US-amerikanischen Notenbank Alan Greenspan, der bereits 2018 Anzeichen dafür erkannte, daß die Architektur des Euro „konzeptionell nicht stabil“ sei und „hier irgend etwas nicht gut ausgeht“. Tatsächlich habe Deutschland „nicht nur seine Währungssouveränität verloren“ (Bandulet), die gespenstische Verabschiedung von Mario Draghi im Beisein von Merkel, Macron und Draghis Nachfolgerin Lagarde bewies die Rückendeckung des EZB-Chefs durch die Kanzlerin: „Kein Wort in Merkels Rede von den Vertragsbrüchen, vom Schaden, den die EZB angerichtet hat, von der Enteignung der Sparer und von der im Grundgesetz verankerten Eigentumsgarantie.“ Statt dessen opfere sie seit dem Ausbruch der Euro-Krise ständig deutsche Interessen, ließ den Bundesbankpräsidenten Axel Weber eiskalt fallen und sah ungerührt zu, wie der EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark und das Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger, die Draghis Kurs kritisierten, aufgeben mußten. Natürlich rührte sie auch keinen Finger für Jens Weidmann, als die Nachfolge Draghis entschieden werden mußte.

So stieß der Euro große Teile Südeuropas in die Depression, sorgte für hohe Arbeitslosigkeit, rettete aber dank Draghis Nullzins-Politik Zombie-Unternehmen und Zombie-Banken. Inzwischen sei eine neue Finanzkrise nur eine Frage der Zeit. Bandulet plädiert daher für den Dexit, den Austritt aus dem Euro, während man in Berlin zu hören bekommt: „Wir sind die Allerletzten, die da rausgehen.“

Kontakt: Lichtschlag Medien, Dorfstr. 61, 40667 Meerbusch. Das Einzelheft kostet 9,80 Euro, ein Jahresabo 96 Euro. 

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