© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Die fragmentarische Entwicklung Afrikas
Digitale Kolonisierung
(dg)

Jahrzehnte staatlicher Entwicklungzusammenarbeit mit den Ländern des subsaharischen Afrika haben aus Sicht von Google, Amazon, Tesla und Co. nichts gefruchtet. Seit 2019 nehmen darum global operierende US-Konzerne die Zukunft des Kontinents mit dem massiven Ausbau dortiger Internet-Infrastruktur in ihre privaten Hände. Natürlich wandeln Jeff Bezos oder Elon Musk dabei nicht auf den Spuren Albert Schweitzers, sondern hoffen auf Profit. Kritiker sehen darin nichts als eine kommerziellen Interessen folgende „digitale Kolonisierung“. Der Geograph Axel Drescher sieht das in einer mit Erlanger Kollegen abgefaßten Problemskizze über „Entwicklungspfade in einer Großregion“ ähnlich (Geographische Rundschau, 11/2019). Anstatt auf die notwendige „gesamte institutionelle Stärkung“ zu bauen, werde selektiv auf modernste Technologie gesetzt, um Bevölkerungsgruppen zu erreichen und Märkte zu erschließen, die bislang von Globalisierungsteilhabe und konsumorientierter Vernetzung weitgehend ausgeschlossen waren. Mit dieser fragmentarisch-überholenden Entwicklung würden nun zwar mehr als nur „inselhaft lokale Eliten“ erreicht. Allerdings blieben Sektoren wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur ausgespart, was sich wegen der düsteren demographischen Perspektive Afrikas als verhängnisvoll auch für Europa erweisen dürfte. 


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