© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/20 / 10. Januar 2020

Umwelt
Bei Klartext folgt Klage
Tobias Albert

Wenn Geld und Globalismus zusammenstehen, wird es eng. Wenn darunter die freie Debatte an Universitäten leidet, ist das um so schlimmer. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Australien darf nicht mehr überall Klartext geredet werden. Das mußte auch Gerd Schröder-Turk erleben. Der Professor für Mathematik und Statistik hatte kritisiert, daß die Murdoch University in der Zwei-Millionen-Stadt Perth bei Ausländern die eigenen Standards ignoriere und diese trotz mangelhafter Englischkenntnisse immatrikuliere. Deren Scheitern sei vorprogrammiert, aber die Studiengebühren können pro Person Zehntausende Dollar in die Unikassen spülen, so daß sich die Anzahl ausländischer Studenten innerhalb eines Jahres fast verdoppelt habe.

Millionenschwere Schadenersatzklage wegen angeblich entgangener Studiengebühren

Die Vizekanzlerin der Universität, die Linguistin Eeva Leinonen, wies den Vorwurf zurück: Man sei stolz, eine „globale Universität“ zu sein. Schröder-Turk hingegen wird mit einer millionenschweren Schadenersatzklage seiner eigenen Uni konfrontiert: Weil seine im TV-Sender ABC geäußerte Kritik dem Ansehen der Universität geschadet habe, sei die Zahl ausländischer Studenten um 15 Prozent weniger gestiegen als erwartet. Studiengebühren in Millionenhöhe seien so verlorengegangen – das könnte ihn teuer zu stehen kommen. Das Australian Institute of Physics und bislang 32.500 Unterzeichner einer Online-Petition verlangen, die Klage fallenzulassen. Auch das Department Physik der Uni Erlangen-Nürnberg, wo Schröder-Turk 2013 habilitiert hat, fordert in einem offenen Brief dazu auf, akademische Standards und den freien Meinungsaustausch zu wahren. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft informierte mit einer Rundmail über diesen Skandal. Ob sich der neue Uni-Kanzler Gary Smith davon beeindrucken läßt?

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