© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/20 / 17. Januar 2020

Lesereinspruch

Wahrheiten verdreht

Zu: „Torpedorohr mit Zeitgeist geflutet“ von Boris T. Kaiser (JF 3/20)

Mag sein, daß Herr Kaiser die Neuverfilmung des Klassikers „Das Boot“ „gut gemacht“ findet. Wie viele andere Zuschauer halte auch ich die Neuauflage für eine Verunglimpfung der Disziplin und der unverbrüchlichen, gerade auf U-Booten zu findenden Kameradschaft und damit für eine Verhöhnung der 30.000 getöteten und der überlebenden deutschen U-Bootmänner. Sie hier in mancher Szene als eine Horde Kameraden tötender und meuternder „Ungeheuer“ und in Bars unter den Augen der Gäste vergewaltigende Unmenschen darzustellen, ist eine nicht hinnehmbare Zumutung. Tatsächlich war die Vergewaltigung von Frauen im besetzten Frankreich verboten und wurde streng geahndet, nicht selten durch standrechtliches Erschießen. Wer den sexuellen Drang (nach wochenlanger Feindfahrt durchaus verständlich) befriedigen wollte, hatte dazu in Bordellen hinreichend Gelegenheit. In diesem Film wird die Wahrheit über das Verhalten deutscher Soldaten einmal mehr mit Füßen getreten. Daß junge Menschen nach solch unwahren Darstellungen ihre am Kriege beteiligt gewesenen Großeltern verfluchen, wundert mich nicht!

Günter Böker, Hille