Luisa Neubauer befördert den Klimawandel. Nicht nur lehnt sie einen Aufsichtsratsposten bei Siemens ab. Auch ist sie in Zügen der Deutschen Bahn gesehen worden, die ebenfalls mit Siemenstechnik fahren. Dadurch macht sie sich ebenso mitschuldig am Feuertod vieler kleiner, süßer australischer Koalabären wie die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, die bekanntlich auch Zug fuhr.

Überträgt man die von Neubauer und Thunberg genutzte simple Logik der Mitschuld, lassen sich viele Dummheiten verkaufen. Die absurde Anklage der „Fridays for Future“-Frontfrauen lautet: Siemens will nicht darauf verzichten, Signaltechnik für die Bahnverbindung zwischen einem Hafen und einer Kohlemine in Australien zu liefern. Der Schuldspruch: Klimawandel mitbefeuert. Daß Populisten einfache Scheinkausalitäten bevorzugen, ist keine Neuheit. Daß aber gestandene Wirtschaftsjournalisten wie Gabor Steingart – dem billigen Anruch von Moralität wegen – Beifall klatschen, ist nicht alltäglich.

Neubauer argumentierte, laut Aktienrecht wäre sie „mit dem Posten den Interessen des Unternehmens verpflichtet und könnte Siemens dann nicht mehr unabhängig kommentieren“. Wenn es der Geographiestudentin um das sorgenlose Mitreden geht, hat sie recht. Hätte sie aber den echten Wunsch, Veränderungen voranzubringen, weil sie glaubt, daß der Klimawandel mit menschlichen Mitteln aufzuhalten sei, dann hätte sie den Posten annehmen sollen. Denn es steht weder in der Satzung des Aufsichtsrates noch im Aktienrecht oder sonstwo geschrieben, daß Großunternehmen die Umwelt zerstören müssen oder den Planeten bis zur Unbewohnbarkeit ausbeuten sollen.

Der Ex-Herausgeber und Ex-Chefredakteur des Handelsblattes macht sich mitschuldig, wenn er Neubauer lobt und den Vorgang schlicht als „beginnende ökologische Domestizierung der Industrie“ abtut. Es ist eine verpaßte Chance, sich für nachhaltige Technologie einzubringen.