© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/20 / 17. Januar 2020

Haltungsnote
Nichts verschwenden
Gil Barkei

Die meisten Menschen, die die Nachkriegszeit erlebt haben, würden niemals etwas Eßbares einfach wegschmeißen. Brot, das war wie in Heinrich Bölls „Das Brot der frühen Jahre“ fast etwas Heiliges. In der heutigen globalisierten Konsum- und Wegwerfgesellschaft sieht das anders aus. Jedes Jahr landen laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll. Die Schweizerinnen Jana Huwyler und Nina Fassbind wollen dies zumindest im kleinen ändern und haben unter dem Motto „Teller statt Tonne“ das Projekt „Madame Frigo“ ins Leben gerufen. Zusammen mit der Handelsgruppe Migros und mehreren Partnern aus Logistik und Kommunikation hat der gemeinnützige Verein mittlerweile 25 öffentliche Kühlschränke in der gesamten Schweiz aufgestellt. Privathaushalte, Supermarktfilialen und Gastronomiebetriebe können hier übriggebliebene aber noch genießbare Lebensmittel deponieren, von denen sich andere rund um die Uhr frei bedienen dürfen. Gewartet und geputzt werden die Kühleinheiten von freiwilligen Helfern, den „Kühlschrankgöttis“. Was als kleine Studenteninitiative „Bern isst Bern“ angefangen hat, ist so zu einem landesweit beachteten Modell geworden.