© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

Blockade und Prügel statt freier Lehre
Österreich: Seit Wochen versuchen Linksextreme und Antifa die Vorlesungen des Historikers Lothar Höbelt zu stören
Alexander Graf, Curd-T. Weick

An der Universität Wien tobt seit Ende vergangenen Jahres ein Kampf, der mit unakademischen Mitteln ausgetragen wird. Immer wieder versuchten Linksextreme, die Vorlesung des Historikers Lothar Höbelt zu stören oder ganz zu verhindern. Am 14. Januar gelang es rund 150 großteils vermummte Personen, die Eingänge zum Hörsaal zu blockieren. Dabei attackierten sie Studenten, die die Lehrveranstaltung besuchen wollten. Zwei Personen wurden von Linksextremen verletzt. 

Darunter befand sich auch ein Mitglied des FPÖ-nahen Rings Freiheitlicher Studenten (RFS). Ein Demonstrant bespuckte ihn, wie die Organisation mitteilte. Anschließend attackierten ihn weitere Linksextremisten hinterrücks mit Schlägen und Tritten. 

Antifa-Kampagne trifft auch Studentenverbindungen

Die Österreichische „Hochschüler-Innenschaft“ (ÖH) an der Uni Wien bekannte sich zu dem Vorgehen. Zusammen mit anderen linken Gruppen, darunter der Klub Slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien, die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen, die European Union of Jewish Students sowie die Plattform Radikale Linke, habe sich die ÖH an den „antifaschistischen Blockaden zur Verhinderung der Vorlesung des rechtsextremen Professors Lothar Höbelt“ beteiligt. „Wir unterstützen die Proteste von Studierenden gegen rechtsextremes Gedankengut an der Uni und fordern erneut die Entlassung von Höbelt“, betonte das Vorsitz-Team der ÖH Uni Wien und erklärte seine Marschrichtung: „Die Aktionen gegen Höbelt sind Teil einer antifaschistischen Kampagne, die sich auch gegen den Akademikerball, den ‘Farben-Bummel’ und andere rechtsextreme Auswüchse an der Universität Wien richtet.“

Der Rektor der Uni Wien Heinz W. Engl hatte daraufhin am 17. Januar ein „respektvolles Miteinander“ gefordert: „Protest und auch Protestaktionen sind Teil der Universitätskultur – Vermummung und Gewaltbereitschaft dürfen dies aber niemals sein: Alle Universitätsangehörigen sind der Freiheit von Wissenschaft und Lehre in besonderer Weise verpflichtet“, erklärte die Uni und fügte hinzu: „Die Universität wird auch den Versuch externer Gruppen nicht zulassen, die Universität zu vereinnahmen und diese Werte zu ignorieren. In diesem Sinne wird die Universität alles ihr Mögliche unternehmen, um den ungestörten Lehrbetrieb sicherzustellen.“

Seitdem Höbelt im vergangenen November einen Vortrag beim Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark hielt, haben sich Mitglieder linksextremer Gruppen auf ihn eingeschossen. Anfangs habe es nur kurze Störaktionen gegeben, berichtet Höbelt der JUNGEN FREIHEIT. Doch der Hochschullehrer reagierte gelassen: „Den Teil der Hörer, den ich traf, habe ich als Alternative dann auf ein Glas eingeladen.“ 

Höbelt betonte, die Universitätsleitung habe ihm angesichts der aufgeheizten Stimmung den Rücken gestärkt. „Es wurde mir ausdrücklich versichert, man sei bestrebt, eine Fortsetzung der Lehre meinerseits zu ermöglichen.“ 

Auch Studenten hätten sich mit ihm solidarisiert. Allerdings vermute er, es handele sich dabei um ein gegenseitiges Aufschaukeln in den sozialen Medien. Zu Höbelts Unterstützung waren laut Kurier auch rund 30 Mitglieder der Identitären Bewegung anwesend. Sie wurden demnach von später eintreffenden Polizeikräften eingekesselt. 

Vor dem Hintergrund der Ausschreitungen forderte der FPÖ-Fraktionsvorsitzende im Nationalrat, Herbert Kickl, ein entschlossenes Vorgehen von Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (parteilos) gegen den „linksextremen Mob“. Er sei gefordert, vom ersten Gang in den zweiten und dritten hochzuschalten. „Es ist Zeit, hier einmal Mode zu machen.“ Zugleich appellierte er auch an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die Vorgänge zu verurteilen. „Da höre ich keinen Mucks, keine öffentliche Verurteilung.“ 

Neben den Identitären hatten in den vergangenen Wochen auch Wiener Burschenschaften aufgerufen, die Vorlesung von Höbelt zu besuchen. Unter dem Motto „Linksextreme raus aus der Universität“ mobilisierten sie in den sozialen Netzwerken. 

ÖH-Vorsitz-Team kritisiert Unileitung und Polizei 

Nicht nur dies bringt die ÖH in Rage. Voller Wut ließen sie am Montag verlauten, daß die Polizei eine angemeldete „Kundgebung der ÖH Uni Wien gegen das wöchentliche Treffen deutschnationaler Verbindungen auf der Rampe der Uni Wien aus fadenscheinigen Gründen untersagt“ habe. „Diese skandalöse Entscheidung reiht sich ein in eine lange Kette von Diffamierungsversuchen, Demoverboten und anderen Formen der Repression gegen antifaschistische Proteste,“ kritisierte Jasmin Chalendi vom Vorsitz-Team der ÖH Uni Wien.

Solch Ereignisse, so das Vorsitz-Team weiter, macheten deutlich, daß sich die Unileitung ebenso wie die Behörden „zwar nach außen hin scheinbar neutral“ geben, deren Handlungen jedoch eine andere politische Sprache sprechen würden: „Die öffentliche Zurschaustellung von deutschvölkischem, antifeministischem und antisemitischem Gedankengut soll reibungslos ablaufen können, während legaler antifaschistischer Protest verunmöglicht wird.“

Kurz vor der Vorlesung Höbelts am Dienstag nachmittag entrollten die ÖH-„Freund_Innen von @wiederbrennen“ als Replik an alle ein Banner am Hauptgebäude der Uni Wien mit dem Motto: „Raum für Studierende, statt für Faschist* Innen.!# Höbeltausmisten. Uns reicht‘s“.