© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

Multikulti-Konstruktionen spätantiker Christentümer: DFG-Förderung fließt
Zeitgeistige Projektionen
(ob)

Wer als Wissenschaftler eine möglichst zeitgeistkonforme Antragsprosa perfekt beherrscht, der hat sehr gute Aussichten, bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Millionen einzuheimsen. Einen solchen Coup landeten jetzt die Historikerinnen Birgit Emich und Dorothea Weltecke (Universität Frankfurt/M.). Mit satten drei Millionen Euro fördert die DFG deren Forschungsprojekt „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“. Dabei geht es darum, die multikulturelle Ideologie der Gegenwart der spätantiken Vergangenheit einzupflanzen. Denn „Vielfalt und Dynamik“ seien in der Geschichte der ersten Jahrhunderte des Christentums bisher zu kurz gekommen. Weil frühere Historikergenerationen leider taten, was Emich und Weltecke jetzt gern selbst tun möchten: Zustände der eigenen Zeit „in die Vergangenheit rückzuprojizieren“. Nur daß an die Stelle des Einheitlichen und Europäischen, wie sich die Altvorderen das Christentum dachten, „vielfältige und transkulturelle Christentümer“ treten, die die damalige „globale Vernetzung“ religiöser „Interaktionsgemeinschaften“ mitgestalteten. Selbstredend gingen in das sich „politisch hochaktuellen Fragen“ widmende Projekt auch „postkoloniale Überlegungen“ ein. Abgeschmeckt mit einem Schuß No-Border-Romantik. Denn man wolle zeigen, wie „Grenzen in Bewegung“ gerieten. 


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