© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/20 / 24. Januar 2020

Fragebogen
Jhy-Wey Shieh
Repräsentant Taiwans

Wo möchten Sie jetzt am liebsten sein?

In der Kindheit. Doch das Paradies ist verriegelt, der Cherub hinter uns.

Wofür lassen Sie alles stehen und liegen?

Meine Familie und Taiwan, mein Vaterland, würden sie in Gefahr geraten.

Was bedeutet Heimat für Sie?

In erster Linie der Ort, wo ich in der Sprache zu Hause bin.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?

Daß ich mich bilden und frei entwickeln kann und meinen Lieben kein Leid zustößt.

Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben?

Mein Vater flüchtete vor den chinesischen Kommunisten nach Taiwan und heiratete dort eine gebürtige Taiwanerin, die kein Hochchinesich konnte. Diese „Mischehe“ spornte mich früh an, mich in die Lage anderer hineinzuversetzen.

Welches Buch hat Sie nachhaltig beeinflußt?

Theodor Fontane: „Effi Briest“.

Welche Musik mögen Sie?

Soul, die Klassik und Pop.

Welches Ereignis ist für die Welt das einschneidendste gewesen?

Machtübernahme der kommunistischen Partei Chinas 1949, denn sie ist fatal für das Schicksal der Chinesen bis heute wie auch für Taiwan, Hongkong, Tibet, die Uiguren.

Was möchten Sie verändern?

Alle Diktaturen dazu verpflichten, Fußball zum einzigen Nationalsport zu erklären. Dann bliebe dort keine Zeit mehr, Menschenrechte mit Füßen zu treten.

Woran glauben Sie?

Es ist meine feste Überzeugung, daß das Gute das Böse am Ende besiegen wird. Besser wäre natürlich schon vor dem Ende.

Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben?

Ich würde meinen Kindern nicht verheimlichen, daß im Leben tatsächlich erst das Fressen kommt, es aber keine Garantie dafür gibt, daß darauf die Moral folgt.

Welche Bedeutung hat der Tod für Sie?

Der Gedanke an den Tod erinnert mich oft an die Frage, wofür ich lebe. Und dies immer intensiver.






Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh, Jahrgang 1955, Repräsentant der Vertretung Taiwans in Deutschland, spricht am 29. Januar in der Berliner Bibliothek des Konservatismus.