© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

China ist zweitgrößter Rüstungsproduzent der Welt
Politische Konditionen
Albecht Rothacher

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri beziffert die Produktion der chinesischen Rüstungsschmieden Norinco, Avic, CETC und CSGC auf 54 Milliarden Dollar. Damit ist China nach den USA (Lockheed, Boeing, Northrop, Raytheon und General Dynamics kamen 2018 auf 148 Milliarden Dollar, alle US-Fabriken auf 246 Milliarden Dollar) zum zweitgrößten Waffenproduzenten der Welt aufgestiegen.

Hauptopfer des chinesischen Aufstiegs ist die russische Rüstungsindustrie. Es ist der einzige Sektor, in dem die Russen neben ihrer Grundstoffindustrie wettbewerbsfähig sind. Wie üblich haben die Chinesen auch bei ihren „Freunden“ Industriespionage betrieben. Suchoi-Hubschrauber wurden nachgebaut, und der Luftüberlegenheitsjäger Su-27 wird von Avic als JianJi-11 in einer billigeren und leichter lenkbaren Version gefertigt. China dringt in traditionelle russische Exportmärkte ein: Algerien, Ägypten, Kambodscha, Indonesien, Marokko, Iran oder den Irak. In Afrika ist es der führende Waffenlieferant. Mörser, Drohnen, Bazookas oder den Typ 56 (AK-47-Nachbau) gibt es im Gegenzug für Rohstoffkonzessionen in Nigeria, Tansania, Kenia, Sudan, Simbabwe, Äthiopien und Sambia, aber auch in Venezuela und Turkmenistan, während die EU Moralpredigten hält und Brunnen bohrt.

Auch Kunden in Sri Lanka, Bangladesch, Birma oder Indonesien werden Waffen zu „politischen Konditionen“ verkauft. Rußland bleiben als Kunden bald nur noch Pekings Erzfeinde Vietnam und Indien. Die russischen Waffenexporte haben sich seit 2005 nahezu geviertelt. Und wo bleibt Deutschland? Hier wird selbst der Export von kleineren CSB-40-Patrouillenbooten aus Wolgast nach Saudi-Arabien weiterhin blockiert. Die Chinesen kann all das nur freuen. Ihre Waffen sind qualitativ schlechter, aber sie lassen sich mangels Konkurrenz um so besser verkaufen.

 www.sipri.org