© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Leserbriefe

Zu: „Die Neurose heilen“ von Thorsten Hinz, JF 5/20

Perversion des Gedenkens

Das Internationale Auschwitzkomitee hat also einen Menschen ausgezeichnet, der über Twitter AfD-Mitglieder als „Menschen“ bezeichnet, „die ihr Menschsein verwirkt haben“. Man reibt sich die Augen: Ist das nicht der Wortlaut höherer SS-Chargen im KZ? Einer Gruppe Menschen die Würde absprechen, das ist doch gerade der biologistische Rassismus, der zu Auschwitz geführt hat, und für diese Täterhaltung wird man Preisträger des Auschwitzkomitees?! Gilt sein Urteil auch für die Juden in der AfD? Was für eine Perversion des Auschwitz-Gedenkens!

Paul Schweiger, München






Zur Rubrik Zitate: Douglas Murray, JF 5/20

Minorität diktiert der Majorität

APO-Kinder-Rebellen, bezahlte Berufsdemonstranten und wenige Sitzstreik-Demo-Teilnehmer lancieren hier die Gesetzgebung? Die Minorität diktiert der wirklich arbeitenden Majorität neuerdings, wie es in diesem Land weitergehen soll. Da wedelt der Schwanz mit dem Hund. Keine zehn Tage Wettervorhersage sind möglich, aber manipulierte Modell-Rechnungen sollen die Wahrheit liefern, wie das Klima in zehn Jahren aussieht – ohne Erkenntnisse zu haben, wie das Wetter in den letzten Millionen Jahren des Planeten (als Referenzwert) gewesen ist. Die Gesetze werden in den Parlamenten neuerdings von einer grün-radikalen „8,9 Prozent“-Soldateska beeinflußt, die das Vaterland verachtet, unseren Wirtschaftsstandort und damit unsere Lebensgrundlage exekutiert. Die etablierten Parteien und Staatenlenker folgen wie Zombies dieser wahnwitzigen Ideologie und vertreiben über die kontrollierten TV-Kanäle der Republik durch täglichen Dauerbeschall der gleichgeschalteten Journaille ihren Wahn. Vielleicht läßt ja der Euro-Crash die „Volksvertreter“ erwachen.

Tom Keller, Wegberg






Zu: „Abmahnung an den WDR“ von Tobias Dahlbrügger, JF 5/20

Die Umweltsau erinnert an 1938

Vor 80 Jahren gehörte ich fast schon zu Deutschlands Jugend, nur vier Jahre zu jung. Als i-Dötzchen lernten wir, daß der Führer die neue Zeit verkörpere und daher für die Jugend da sei, und daß Deutschland der Jugend gehöre und die Alten, Älteren, Eltern gestrig, nicht mehr wichtig seien. Das war für die Kinder etwas abstrakt, aber: Wir waren beeindruckt. Und die Älteren von uns durften sogar für die neue Zeit demonstrieren. Nicht am Freitag, auch nicht am Samstag: da war Schule. Am Sonntag demonstrierten sie, zufälligerweise immer zwischen 10 und 12 Uhr, und zwar auf den Plätzen, auf denen der katholische Patrokli-Dom und die evangelische Petrikirche standen. Ein schönes Bild: Da marschierte Deutschlands Zukunft, Jungen im Jungvolk, Mädchen im BDM, alle in schicken Uniformen, ernsthaft, aber fröhlich bei der Sache, ausgestattet mit Fanfaren und Trommeln. 

Sie machten laute Musik, wie sie es gelernt hatten und wie es den Instrumenten eigen ist. Daß sie die Gottesdienste störten und oftmals unterbrachen, wußten die Kinder ja nicht, ordentliche gut erzogene Kinder, die wir ihres Alters wegen beneideten, Geschwister von Klassenkameraden. Kinder von Nachbarn und Bekannten der Eltern. Bei jeder vollendeten Runde um eine oder beide Kirchen machten die lautstarken Fanfaren und Trommeln Pause und es erhob sich das Gebrüll, von Männerstimmen eingeleitet, von kindlichen bis jugendlichen Stimmen erwidert: „Deutschland erwache, Juda verrecke.“ 

Mit dem Fanfarengetön sollten wohl die rückständigen Alten geweckt werden. Wer aber verrecken sollte, das wußten diese Kinder nicht: Denn einen Juden hatten sie noch nie gesehen; die waren seit 1938 im Straßenbild nicht mehr zu sehen, tot oder geflohen oder deportiert. Auch das Verrecken hatte sich als alltägliche Kampf-Sportart noch nicht so durchgesetzt, wie die Kinder es ein paar Jahre später erleben mußten. Sie wußten nicht, was sie sagten, waren sich der Tragweite ihrer Worte überhaupt nicht bewußt und daß sie an einer Leine geführt wurden. Wir haben ihre Lehre grausam früh erhalten, durch das Bombardement der Städte, als Flakhelfer, als Volkssturm-Soldaten mit der Panzerfaust, die nach hinten losging, oder in den Rheinwiesen. 

Mißachtung der Alten, Eltern, Mißachtung anderer, sinnloses Gebrüll, alles von netten Kindern, denen die Einsicht in die Bedeutung ihrer Worte und ihres Handelns völlig fehlte. All das war die natioansozialistische Erziehung zu Kindersoldaten, zu der in der nächsten Altersstufe anstehenden Rekrutierung als Sturm-Aktivisten. Redakteure, die es nett finden, Kinder fröhlich singend ältere Frauen, Motorrad- oder SUV-Fahrer mit einem der häßlichsten Schimpfwörter der deutschen Sprache zu bedenken, betrachten sich gewiß nicht als Faschisten. Warum allerdings nicht? Warum kündigt ein Rundfunk solchen Redakteuren nicht fristlos?

Dieter Pfingsten, RS-Lennep






Zum Schwerpunktthema: „Schwarz, Rot, Grün“, JF 4/20

Das ist das größte AfD-Problem

Die Merkel-CDU torkelt weiter nach links und legt sich neuerdings sogar noch mit der Linken ins Bett. Unfaßbar! Wenn es der AfD endlich gelänge, den braunen Rand abzutrennen, dann würde sie zur Heimat aller konservativen Wähler. Damit verlöre sie vermutlich etwa zwei Prozent ihrer Wählerschaft am rechten Rand, würde aber rund 15 Prozent neue Wähler aus der Mitte gewinnen. Daher empfehle ich der AfD, keine weiteren Eigentore zu schießen und jegliches völkische Geschwätz konsequent zu ahnden. Denn das ist das größte Problem: Konservative Wähler und aufgeklärte Patrioten können sich mit den ewiggestrigen Texten eines Höcke überhaupt nicht identifizieren.

Bernd Fuhrmann, Kaufbeuren






Zu: „Der einzige Weg zur Lösung der Krise“, im Gespräch mit Günter Beckmann, JF 4/20

Anmaßend, ja geradezu totalitär

Hier wird die „Reduktion“ der Bevölkerung, eine „Zwei-Kind-Familienpolitik“ für Afrika durch eine dortige Industrialisierung gefordert. Im Westen habe das funktioniert. Funktioniert? Acht Millionen abgetriebene Kinder fehlen uns als Rentenzahler. Leider wärmen auch die AfD-Politiker Höcke und Gauland die alte Club-of-Rome-These von der „Überbevölkerung“ auf, letzterer auf dem Braunschweiger Parteitag anbiedernd mit Blick auf den sogenannten Klimaschutz. Die Forderung zur Reduktion der Weltbevölkerung, also der Eingriff in den intimen Akt der Fortpflanzung, ist totalitär und in einem Plan für Afrika in anmaßender Weise kolonialistisch. Alle diese Weltretter werden sich verheben.

Klaus Elmar Müller, Burgbrohl






Zu: „Flammenhölle ‘Down Under’“von Jörg Sobolewski, JF 4/20

Langanhaltende Dürre

Woher kam diese Trockenheit in Australien? Wieso treten Waldbrände immer häufiger auf? Was ist die Ursache des Wassermangels – nicht nur in den Staudämmen? Das Wasser kommt zuerst in den Bächen und Flüssen. Es wäre daher schön gewesen, auch einen Experten zu Wort kommen zu lassen, der den Verkauf des Wassers durch die Regierung an Firmen zwecks „Hydraulic frackings“ thematisiert. Jede Frackingbohrung zur Ausbeutung der Schieferöl- und Kohleflözgasvorkommen verschlingt Unmengen von Wasser, das aus den Bächen und Flüssen in die von den Firmen gebauten Staudämme abgeleitet wird. Und wenn das Land dann austrocknet und die Wälder immer häufiger brennen, sind die Australier selbst schuld, weil sie ihre Holzbauten so nah an den Wald bauen?

Ulrike Abdellaziz-Bobsin, Büsingen






Zur Meldung: „Massive Gewalt gegen Einsatzkräfte in Berlin“, JF 4/20

Verfehlte Wahrnehmung

Sie schreiben: „Auch die Berliner Polizei beklagt Gewalt gegen Einsatzkräfte.“ Mit Verlaub, sie soll diese Gewalt nicht beklagen, sondern unterbinden; dazu ist sie da, und das ist ihr Auftrag.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Einen Strauß ausfechten“ von Felix Krautkrämer, JF 4/20

„Antifa-Straße“ in München

Es ist ein Graus: überall in der Geschichte Deutschlands Chauvinismus, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Nationalsozialismus. Endlich erwacht die SPD und schreitet zur Rettung: Nur die radikale Umbenennung wird die historische Altlast beseitigen und den Konsens befördern, zum Beispiel überall ausschließlich Benennung als „Antifa-Straße“ mit Unterteilung von A bis Z oder andere Kombinationen, damit alle nach Hause finden.

Dipl.-Psych. Gustav Brudy, Stockstadt am Rhein






Zu: „Ist unser Kosmopolitismus genetisch bedingt?“ von Martin Hans, JF 4/20

Unterschiedliche Arten

Edward Dutton macht in seinem Buch „Race Differences in Ethnocentrism“ denselben Fehler, der auch schon Björn Höcke nach seiner Rede 2015 beim Institut für Staatspolitik zu Recht vorgeworfen wurde. Die beiden Fortpflanzungsstrategien, r und K, beschreiben nicht das Verhalten von Menschen verschiedener Völker, sondern unterschiedlicher Arten. r-Typen sind zum Beispiel Blattläuse, deren Weibchen mehrere 100 Eier ablegen und sich anschließend nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern. K-Typen sind unter anderem Säugetiere und Vögel, die wenige Nachkommen haben, aber viel Zeit in deren Aufzucht stecken. Selbstverständlich sind alle Menschen K-Typen, ob die Reproduktionsrate nun 5 (wie in manch afrikanischen Regionen) oder 1,2 (wie teils in Europa) beträgt.

Dr. Robert Strauß, Bretzenheim






Zu: „Knapp daneben / Die Verantwortung der Großeltern“ von Karl Heinzen, JF 4/20

Eine lohnwerte Arbeit

Trotz Satire: Dies brisante Thema erfordert eine kritische Anmerkung. Nicht nur in der Schweiz lehnt eine Mehrheit eine Entschädigung für Familienangehörige, die Kinder/Enkel betreuen und dafür auf Einkommen aus Erwerbsarbeit verzichten, ab. Die „Argumente“ sind dieselben: „Elternliebe bezahlen? Nein!“, „Eltern sind selbst schuld. Warum haben sie Kinder, wenn sie sich die nicht leisten können?“ usw. Dieses Denken ruiniert die Familien und auf Dauer die Gesellschaft. Es ist ebenso kontraproduktiv, wenn Väter zu denselben Nullwert-Bedingungen wie sie seither für Mütter galten, Familienarbeit übernehmen sollen. Die Mütter bleiben darauf sitzen! 

Spätestens, wenn in einer Gesellschaft die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau unter 2,1 sinkt, bedeuten alle Kinder die Zukunfts- und Existenzsicherung des Staates schlechthin. Sie zu gebären und großzuziehen ist eine Dienstleistung für die Gesamtgesellschaft. Sämtliche europäische Staaten liegen unter der bestandserhaltenden Quote von 2,1. Deutschland rangiert mit 1,4 seit langem allenfalls in der Mitte. Kinder sind volkswirtschaftlich gesehen „Konsumgüter“ aller Erwachsenen! Denn sie sind für deren Alterssicherung, für den Fortbestand der sozialen Sicherungssysteme, die künftige Innovationskraft der Wirtschaft zuständig. Ohne eine leistungsstarke und -willige junge Generation geht nichts mehr! Angesichts des „demographischen Wandels“ und immer mehr kinderlosen Ehen muß die Rechnung, die Herr Heinzen zum monetären Wert der o.g. Dienstleistung zitiert, zu einem völlig anderen Schluß führen: Dieses Geld ist an die Dienstleister, also an die Eltern als Erziehungsgehalt (EZG) auszubezahlen. Kindererziehung ist generell eine lohnwerte Arbeit, weil Eltern grundsätzlich verantwortlich sind für die Kinder. Der aktuelle Hype mit politisch angesagter doppelter Erwerbstätigkeit der Eltern und dem Run auf – trotz Millioneninvestitionen – qualitativ kaum befriedigender Betreuungs­angebote, ist ein Verbrechen an Eltern und Kindern. Die Familie wird systematisch benachteiligt, Eltern werden ausgebeutet. Wahlfreiheit für Eltern entsteht erst durch das EZG. Gebührenfreie Kitas sind die subtile Gängelung der Eltern.

Gertrud Martin, Vorstand des Verbands Familienarbeit e.V., VS-Villingen






Zu: „‘Was bitte ist daran wissenschaftlich?’“, im Gespräch mit Bruce Gilley, JF 3/20

Ungeklärte Fragen

Die Reparationsforderungen der Herero-Funktionäre verschweigen, daß ein Großteil der weißen Farmer immer wieder grundlos von den Hereros bei Nacht und Nebel angegriffen und teilweise nicht nur getötet, sondern grauenhaft, bestialisch ermordet worden sind. Ein Eingreifen der deutschen Schutztruppe als Notwehrmaßnahme war gar nicht vermeidbar. Auch ist die behauptete Anzahl der getöteten Hereros höchst fragwürdig. Anfang des 19. Jahrhunderts war das „Herrenvolk“ der Hereros von Norden her in das Gebiet Südwest eingefallen. Von Süden fielen die Hottentotten ein. Beide Völker dezimierten die eingesessene Bevölkerung und vertrieben sie aus ihren angestammten Gebieten. Als Hottentotten und Hereros aufeinanderstießen, waren diese Kämpfe von brutaler Gewalt. Erst durch die eintreffenden Deutschen hörten diese Kämpfe zunächst auf. Werden sich nun die Hereros bei den von ihnen drangsalierten Ovambos, Buschmännern, Damas, Rehobother Bastaards und Hottentotten entschuldigen, deren Ausrottung durch die Deutschen unterbunden wurde? 

Zu den Bevölkerungszahlen: Kröners Nachschlagewerk über deutsche Ge-schichte spricht von 99.000 Einwohnern um 1900. 1914 wurden (so eine andere Quelle) 81.000 Eingeborene und 15.000 Weiße gezählt. Wo bleiben hier die 70.000 bis 80.000 getöteten Hereros? Zudem waren fünfzig Prozent der Eingeborenen Ovambos. Folgt man den Berechnungen von Fachleuten wie Bartholomäus Grill, Brigitte Lau oder Heinrich Schneider-Waterberg, ergibt sich bei der Bevölkerungsanzahl der Hereros ein Mittelwert von etwa 30.000. Laut Lau hatten die Hereros einen „nationalen Exodus“ beschlossen, um einer kolonialen Unterdrückung zu entgehen.

Dr. Ullrich Westerhagen, Burgwedel