© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/20 / 31. Januar 2020

Haltungsnote
Penne statt pennen
Gil Barkei

Von wegen die heutige Jugend ist verwöhnt und faul. Auch in Zeiten von „Fridays for Future“, Greta-Hype und Schulstreiks gibt es sie noch: die jungen wißbegierigen Menschen, die zu schätzen wissen, daß ein frei zugängliches Bildungssystem ein hohes, nicht überall auf der Welt vorzufindendes Gut ist. 

Und so konnte es ein 13jähriger Rostocker vergangenen Donnerstag gar nicht erwarten, in die Schule zu kommen und zu lernen – trotz eines angekündigten Streiks des öffentlichen Nahverkehrs. Da der strebsame Junge wußte, daß sein Schulbus ausfällt, stellte er sich fest entschlossen seinen Wecker auf 2.30 Uhr und machte sich mitten in der Nacht zu Fuß auf den Schulweg – immerhin fast zehn Kilometer. Auf seinem Schreibtisch hinterließ er lediglich eine knappe Nachricht, er sei zur Schule gegangen. 

Trotz der Notiz und des anscheinend mitgenommenen Ranzens machte sich die Mutter aufgrund der ungewöhnlichen Uhrzeit große Sorgen und meldete den Nachwuchs bei der Polizei als vermißt. Diese fand den fleißigen Pennäler zuerst nicht, bekam dann aber aus dem Schulsekretariat um 7 Uhr Entwarnung: der Musterschüler sei wie gewohnt in der Schule.