© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Zur Strecke bringen
Kesseltreiben gegen Uwe Tellkamp
Thorsten Thaler

Die seit rund zwei Jahren immer wieder einmal aufflammende Debatte um den Schriftsteller Uwe Tellkamp nimmt jetzt groteske Züge an. In der jüngsten Pirouette geht es um die Frage, ob und gegebenenfalls wann der Suhrkamp-Verlag die Fortsetzung von Tellkamps 2008 erschienenem Bestseller „Der Turm“ veröffentlicht. Aufgeworfen hat sie die Welt am Sonntag (Ausgabe vom 26. Januar) unter Hinweis auf die „rechte“ Haltung des Autors.

In der Sache selbst wiegeln die Beteiligten ab. Eine Suhrkamp-Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, der neue Roman mit dem Titel „Lava“ erscheine im Frühjahr 2021, Tellkamp äußerte sich gelassen gegenüber einem Autor des Online Magazins Tichys Einblick. Das aber mißfiel nun wiederum einem Welt-Feuilletonisten. „Wenn Tellkamp sich zu Wort meldet, warum dann ausgerechnet bei ‘Tichys Einblick’, einem Portal für Eingeweihte und solche, die sich eingeweiht fühlen wollen?“, raunt er ebenso beleidigt wie denunziatorisch, meint der Ausdruck „Eingeweihte“ hier doch soviel wie aus dem Diskurs Ausgestoßene. Und er fragt: „Warum lehnt Tellkamp Interviewanfragen der großen Medien (auch von Welt) seit Jahren ebenso konsequent wie notorisch ab?“ Wenn der Schriftsteller „noch zur bürgerlichen Mitte gehören und sich deutlich dort positionieren will, sollte (er) seine Medienstrategie überdenken“. So geht journalistisches Betteln um Aufmerksamkeit.

Stimmungsmache gegen einen Erfolgsautor

Die Debatte um Uwe Tellkamp enwickelt sich immer mehr zu einem Lehrbuchbeispiel dafür, wie  selbst einem angesehenen Erfolgsautor scheibchenweise am Zeug geflickt wird, weil er nicht durch jene engen Gesinnungsflure wandeln mag, die feuilletonistischen Meinungswächtern als einzig zulässige Zonen des Sagbaren gelten. Wer sie verläßt und beispielsweise Merkels Flüchtlingspolitik kritisiert oder sich nicht vorschreiben lassen will, zu welchen Medien er Kontakte haben und mit wem er sprechen darf, droht ausgesperrt zu werden. Aktuell federführend hier mit dabei: die Welt am Sonntag. Das Springer-Blatt versuchte zuletzt mit Hilfe einer absurden, auf bloße Verdächtigung zielenden Umfrage zu einem durch nichts belegten Konflikt zwischen Tellkamp und seinem Verlag erneut („Suhrkamps Entscheidung“, Ausgabe vom 1. Februar), Stimmung gegen den Schriftsteller zu machen und ihn zur Strecke zu bringen.