© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Eher ungeliebt im Dritten Reich: das Erste Reich
Keine schlechte Figur
(wm)

Jahrgang 1931, ist Hans Maier selbst noch als Reichsbürger geboren. Als Politikwissenschaftler und Ideenhistoriker trat der spätere bayerische Kultusminister 1966 mit einer heute noch als Standardwerk geschätzten Arbeit über die Staats- und Verwaltungslehre im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation hervor. Ein von Faszination nicht freies Interesse an der Geschichte des 1000jährigen Reiches der Deutschen ist im Werk des entschiedenen „Christen in der Demokratie“ auch sonst gegenwärtig, so daß die neuerliche Hinwendung mit seiner Studie „Hitler und das Reich“ (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4/2019) nicht erstaunt. Darin fragt Maier nach dem Reichsverständnis der NS-Elite. Um zu dem nicht ganz taufrischen Befund zu kommen, daß gerade Hitler dem Heiligen Römischen Reich sehr distanziert, und dem Begriff „Drittes Reich“ sogar kritisch-ablehnend gegenüberstand. Reminiszenzen an die alte Reichsidee und -tradition wären, zumal während des Zweiten Weltkriegs im Kontext der Mobilisierung des europäischen „Abendlandes“ im Kampf gegen den Bolschewismus, nur von symbolisch-propagandistischer Bedeutung gewesen. Nach 1945 sei das Reich als offizieller Terminus aus der deutschen Verfassungsgeschichte verschwunden. Das schuf Platz für unbefangene Bewertungen, die zeigten, daß das Erste Reich „in der historischen Bilanz keine schlechte Figur“ mache. 


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