© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/20 / 07. Februar 2020

Frisch gepresst

Universität Rostock. Für das 1919 anstehende 500. Gründungsjubiläum der Universität Rostock liefen die Vorbereitungen schon 1899 an. Als es dann soweit war, ließ sich vom ambitionierten Festprogramm zeitbedingt wenig realisieren. In Teilen ähnlich erging es den „generalstabsmäßgen Planungen“, die man 2004 in Angriff nahm, um im November 2019 „600 Jahre Universität Rostock“ würdig zu feiern. Obwohl diesmal kein Weltkrieg dazwischenkam, erfüllten sich wieder nicht alle Wünsche. Am meisten hinter den „erinnerungskulturellen“ Erwartungen dürften die Anstrengungen zurückgeblieben sein, wie sie der arg improvisiert wirkende, freilich prächtig illustrierte Sammelband zur Universitätsgeschichte vereint. Offenbar fand Aufnahme, was der Herausgeber zum Drucktermin gerade zur Hand hatte. Das reicht von extrem Speziellem über abweichendes Verhalten spätmittelalterlicher Scholaren bis zu extrem Allgemeinem über den „strukturellen Konservatismus der europäischen Universität“. Es führt von quellensatten Untersuchungen zur Baugeschichte zur modischen Studie über die ersten Studentinnen in Mathematik und Naturwissenschaften bis zu einer matten, der Universität in den Diktaturen vor und nach 1945 gewidmeten „Überblickskizze“. Das Ganze erinnert an eine Tüte Studentenfutter mit „bunter Mischung“. (wm)

Marc von der Höh (Hrsg.): Traditionen – Zäsuren – Dynamiken. 600 Jahre Universität Rostock. Böhlau Verlag, Köln 2019, gebunden, 496 Seiten, Abbildungen, 75 Euro





NS-Soldaten. Die sich heute immer mehr etablierende Sicht der alliierten Kriegsgegner, daß Nazis und Wehrmachtssoldaten als Synonym zu betrachten seien, wäre für viele NSDAP-Funktionäre ein kühner Wunsch gewesen. Selbst der nach dem 20. Juli 1944 eingeführte Hitlergruß konnte der Truppe allenfalls äußerlich den Charakter einer Weltanschauungsarmee aufstülpen. Um diesen Schritt aber zu forcieren, befahl Hitler bereits Ende 1943 die Etablierung von „Nationalsozialistischen Führungsoffizieren“ (NSFO) – darunter die Generale Schörner, Hübner oder von Hengl – in der Truppe. Wie der Historiker Peter Joachim Lapp in seiner Untersuchung über die „letzten Propagandisten des Endsieges“ zugestehen muß, war der Einfluß der etwa eintausend hauptamtlichen NSFO auf die Wehrmacht „nur in Umrissen meßbar“. (bä)

Peter Joachim Lapp: Hitlers NS-Führungsoffiziere 1944/45. Helios Verlag, Aachen 2019, gebunden, 187 Seiten, Abbildungen, 22,50 Euro