© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Versehen der Woche
Suboptimale Kommunikation
Björn Harms

Im vergangenen Jahr hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch heftige Kritik für seine „herzlichen Glückwünsche“ nach Teheran zum 40. Jahrestag der Iran-Revolution einstecken müssen. Das sollte in diesem Jahr vermieden werden. Im Schloß Bellevue kursierten zunächst zwei mögliche Varianten für den iranischen Nationalfeiertag: entweder kein Telegramm oder ein sehr kritisches. Für die zweite Option verfaßte ein fleißiger Mitarbeiter schon einmal den Text. Am 7. Februar folgte das Machtwort von Steinmeier: Wir schicken keine Glückwünsche raus. „Im Lichte der aktuellen Entwicklungen der vergangenen Monate im Iran wird es in diesem Jahr kein Grußtelegramm des Bundespräsidenten geben“, verkündete man vollmundig. Doch die Kommunikation mit der Botschaft in Teheran verlief offenbar suboptimal. Denn zu diesem Zeitpunkt war das angefertigte kritische Telegramm bereits an die Botschaft verschickt und von dieser an die iranischen Behörden weitergeleitet worden. Das Versehen sei dem Bundespräsidialamt erst aufgefallen, nachdem Steinmeier seine Entscheidung gefällt hatte, hieß es später kleinlaut. Wie gut, daß der Bundespräsident es wenigstens vermied, Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich ein Glückwunsch-Telegramm zu schicken. Das hätte dann wohl – siehe Christian Hirte – ernsthafte Konsequenzen nach sich gezogen.