© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Grüße aus Rom
Besuch beschränken
Paola Bernardi

Selbst Papst Franziskus mahnte die Bürgermeisterin Virgina Raggi bei seinem Besuch im Campidoglio: „Basta. Diese Verwahrlosung. Rom ist die Kapitale. Rom ist die ewige Stadt.“ Doch auch diese päpstlichen Worte sind in den Wind gesprochen. Die alltäglichen römischen Probleme bleiben: die Korruption, der Müll, der Drogenhandel, die tägliche Verwahrlosung und der erstickende Smog. Doch trotz aller Warnungen und Unkenrufe zieht die Stadt die Touristenströme unbeirrt magnetisch an. 

Zwanzig Millionen Besucher jährlich kommen in die Stadt, um die Schönheit der Monumente, geschaffen von den größten Künstlern aller Zeiten, zu bewundern. Auch ich gehöre zu den Fans dieser kleinen Piazza, egal, wie oft ich sie schon gesehen habe: die Fontana di Trevi, der schönste Brunnen Roms, dieses wuchtige barocke Wunderwerk. Eine Kaskade von Flußgöttern, Nymphen, Pferden und Tritonen versammelt sich an der Rückwand des Palazzo Poli. 

Jetzt heißt es wieder den Brunnen, dieses Wunderwerk, vor den „Barbaren“ zu retten.

Das Wasser stürzt dramatisch aus den Felsen herab. Schon von weitem vernimmt man das Meeresrauschen. Der Trevi-Brunnen wurde verewigt in dem Film „ La dolce vita“, als Anita Ekberg in ihrem schulterfreien Abendkleid im Brunnen Marcello Mastroianni die Arme entgegenstreckt. Seitdem hagelt es Münzen, die die Touristen über ihre Schulter in den Brunnen werfen. Alle wollen wiederkommen, wie es die Legende verspricht. 

Schon einmal bröckelte das Monument vor zehn Jahren. Da rettete das Modehaus Fendi mit 2,5 Milllionen Euro den Brunnen mit dem eingängigen Slogan „Fendi for Fountains“.

 Jetzt heißt es wieder den Brunnen, dieses Wunderwerk, vor den „Barbaren“, sprich Touristen zu retten. Immer wieder geschieht es, daß sich die Besucher auf dem Brunnenrand wälzen oder nackt ins Becken springen, um Selfies zu machen. Nun plant die Stadtverwaltung, einen Zaun um den Trevi-Brunnen zu errichten. Außerdem soll nur immer eine bestimmte Anzahl von Touristen Zugang zur Piazza haben. 

Polizisten sollen dies kontrollieren. Auch andere Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Spanische Treppe, sollen für die Besucher beschränkt werden. Das ist die neueste Ankündigung aus dem Rathaus der Bürgermeisterin Raggi. Doch schon kann man den Aufschrei der Denkmalschützer hören: „Ein Zaun um ein Meisterwerk?!“ Wer sind nun die größeren Barbaren? fragte ein Kommentator im Kulturteil der Stampa.