© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Gewinneinbruch und Stellenabbau beim Daimler-Konzern
Alte Suppe neu gekocht
Markus Brandstetter

Daimler-Chef Ola Källenius will bis 2022 „mehr als 10.000“ der global insgesamt knapp 300.000 Stellen abbauen, um sich fit für die Zukunft zu machen. Hintergrund ist die milliardenteure Dieselaffäre und der von 7,6 auf 2,7 Milliarden Euro eingebrochene Gewinn, was die Aktionäre verstimmt hat. Und in so einer Situation fällt dem Schweden, der seit Mai 2019 im Chefsessel sitzt, nichts anderes als ein McKinsey-Rezept aus den 1980er Jahren ein: Kosten senken bis sich die Balken biegen.

So wird das nicht gehen. Totsparen gehört in die Mottenkiste. Das hat noch nie geholfen – schon gar nicht bei einem Weltkonzern, der nicht durch straffe Kostendisziplin glänzen sollte, sondern durch Technikführerschaft. Ohnehin wirkt Källenius’ Zukunftsvision recht grün-ökologisch, dabei haben doch Weltenretter noch nie etwas von Motoren, Märkten und Moneten verstanden. Geht es nach dem Konzern-Chef, dann werden bis 2039 sämtliche Neuwagen von Mercedes „CO2-neutral“ sein, sprich nur noch Elektroantrieb haben. In Europa sollen bereits in fünf Jahren deutlich über 40 Prozent der Fahrzeuge von Mercedes-Benz als Plug-in-Hybride, also Benziner und Diesel, die man auch an die Steckdose hängen kann, oder als reine E-Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert werden.

Das wird nicht funktionieren. Die Gründe liegen auf der Hand: Mercedes-Benz Cars hat 2019 mit 2,4 Millionen Fahrzeugen den höchsten Absatz der Unternehmensgeschichte erzielt, aber nicht mit E-Autos, die dafür keine Rolle spielen, sondern mit Stadtgeländewagen – jedes dritte verkaufte Auto war ein SUV. Überhaupt liegen die Probleme der Stuttgarter ganz woanders. Der Konzern ist viel zu stark vom chinesischen Markt abhängig: 30 Prozent aller verkauften Fahrzeuge gehen nach China, in ein Land, das am Ende seines gigantischen Wirtschaftsaufschwunges und vor riesengroßen Problemen steht. Da sollte Källenius ansetzen.