© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Blick in die Medien
Gender-Gaga breitet sich aus
Tobias Dahlbrügge

Als Reaktion auf den „Relotius-Affäre“ hat der Spiegel einen neuen internen Leitfaden zur „Qualitätssicherung“ verabschiedet. Doch statt zukünftig vor allem wahrhaftiger zu berichten, soll die Anweisung für mehr PC-Sprech sorgen. So sind die Autoren künftig angehalten, „gendergerecht“ zu schreiben; also entweder beide Geschlechterformen zu benutzen („Astronautinnen und Astronauten“) oder neutrale Formen zu finden („Lehrende“ statt Lehrer). Dennoch sollen die Texte „verständlich und klar“ lesbar sein. Die „Schreibenden“ können einem leid tun. Mal sehen, ob es im Spiegel demnächst „Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten“ und „Vergewaltigende“ heißt. Ob damit die Leserzahl steigt?

Der „Spiegel“ folgt der Wirkmacht anderer Portale und erhöht wiederum den Druck. 

Das Hamburger Nachrichtenmagazin folgt damit aber lediglich der breiten Wirkmacht von Alltags-Medienangeboten. Selbst im Ärzteblatt fordert eine „Bloggerin“, Ärzte sollten Diabetiker nur noch „Menschen mit Diabetes“ nennen. Reichweitenstarke Stadtmagazine wie die Berliner Zitty oder das Städteportal Mitvergnügen.com verwenden schon seit längerem das Gendersternchen; genauso wie die Internet-Jugendangebote der Süddeutschen Zeitung (jetzt.de), der Zeit (ze.tt) und eben auch des Spiegels (bento.de). Insbesondere in sozialen Netzwerken können junge Menschen – die Abonnenten von morgen – der Chaosschreibweise kaum entkommen. Und auch bei globalen Onlinedienstleistern ist die kulturmarxistische Geschlechterklempnerei mittlerweile Standard. Beim Musikstreamingdienst Spotify suchen die Nutzer neuerdings nach „Künstler*innen“.

Immerhin: Die (lokale) Tagespresse ist bis auf linke Blätter wie die taz noch größtenteils genderfrei, gerät durch den Vorstoß des einstigen Leitmediums Spiegel allerdings unter Druck. Bei einer Umfrage unter den Lesern der Kieler Nachrichten lehnten jedoch 1.237 Teilnehmer den Gaga-Stern ab (89 Prozent), nur 157 Leser (11 Prozent) waren dafür.