© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Insta-Stories auf Papier gepreßt
In den Nischen lebendig: Zwei US-Medienmacher zeigen mit unabhängigen Magazinen, wie Gedrucktes bestehen kann
Gil Barkei

Print is not dead!“ lautet entgegen allem gegenteiligen Geraune in den Redaktionsstuben das Motto von Yolanda Edwards und Matt Hranek. Das US-amerikanische Paar dreht den Spieß der Digitalisierung einfach um, der ihnen noch vor wenigen Jahren schlaflose Nächte beschert hat. Als viele Pressevertreter in die sozialen Netzwerke strömten, waren auch die beiden New Yorker dabei. Als Autor und Fotograf sowie als Kreativdirektorin beim Traveler im prestigeträchtigen Condé Nast Verlag konnten sie bei Instagram mit aufregenden privaten Reisefotos punkten. 

Doch die Ernüchterung folgte schnell, so wie die Erkenntnis, daß die neuen Kanäle auch Einfluß auf die eigenen Jobs haben. Wer braucht noch ein Hochglanzmagazin, wenn jeder Tourist mit seinem Smartphone zum Urlaubsinfluencer werden kann? In den Vereinigten Staaten reduzierte Condé Nast Ende 2017 den Erscheinungstakt der gedruckten Ausgaben von GQ, Allure und Architectural Digest von zwölf auf elf Hefte pro Jahr, den des Traveler von zehn auf acht Hefte. Kurz darauf war für Edwards ganz Schluß. 

Doch sie und ihr Mann nutzten einfach ihre digitale Reichweite auf Instagram, um eigene individuelle Print-Projekte ins Leben zu rufen und zu vermarkten – spezialisierte, hochpersonalisierte Nischenprodukte. Das Handwerkswissen, die Verbindungen zu Autoren und Fotografen sowie ein Netzwerk aus Modemachern, Hoteliers und Barbetreibern besaßen sie schließlich. 

Und so brachte Edwards Ende Mai 2019 das Luxusreisemagazin Yolo heraus, und Hranek entwickelte seinen Herren-Blog WM Brown Project zum eigenständigen Heft weiter – eine Art Insta-Story auf Papier gepreßt, Aushängeschilder, die bei Herrenausstattern und in Empfangslobbies ausliegen. Bestellen kann man die Magazine über die Webseiten der beiden oder über international versendende Kioske, die sich auf limitierte Sonderausgaben und gedruckte Exoten spezialisiert haben, um ebenfalls Print am Leben zu erhalten.