© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/20 / 14. Februar 2020

Haltungsnote
Wahrlich närrisch
Gil Barkei

Der Karneval ist nicht nur feucht-fröhlich, sondern seit eh und je auch politisch. Bot er dem einfachen Jecken doch früher die Möglichkeit, den Mächtigen und ihrer Politik eine schnippische rote Nase zu zeigen. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Längst wächst auch in den Narrenhochburgen der allgemeine Druck, ja in Reih und Glied zu marschieren. Vorangetrieben ausgerechnet von jenen, die eigentlich stocksteife Verkrampfungen lösen und stattdessen heitere Stimmung verbreiten sollten. Kurz vor der fünften Jahreszeit schiebt der Sänger der Kölner Mundart-Band Brings, Peter Brings, einen betroffenheitsschwangeren Vorschlag in die Öffentlichkeit und wünscht sich für die Karnevalssaison 2021 „Kein Kölsch für Nazis“ als Slogan. „Das wäre das erste Motto, das ich sofort unterschreiben würde, wenn das Festkomitee mitmacht“, sagte Brings dem Kölner Stadt-Anzeiger. Eine Idee, so abgestanden wie ein zwei Tage altes Kölsch: Bereits 2008 hatten sich eine Reihe von Kölner Kneipenwirten unter der Losung zusammengeschlossen, um ein Zeichen „gegen Rechts“ zu setzen. Der Leiter des Kölner Karnevalszuges, Holger Kirsch, betont, man wolle sich eigentlich „in keine Richtung drängen lassen“, die Grundidee sei jedoch durchaus richtig.